Lange schon habe ich keinen Post dieser Art mehr
geschrieben, ein bisschen nachdenklicher und vielleicht auch kritisch.
Sei es, weil es einfach nicht gepasst hat, weil
die Gedanken nicht von selbst angefangen haben zu fliegen oder schlicht, weil
ich das Gefühl hatte, schon viele Themen ‚abgefrühstückt’ zu haben.
Aber weißt Du was?
Das ist mir nun egal.
Einfach, weil es manchmal eben auch persönlich sein darf.
Vor zwei Wochen hat Uli 5 Dinge gepostet, die
sie an sich mag. Eine tolle Idee, wie ich finde, aber wohl auch eine, die ihr
schwer fiel, Uli hat selbst geschrieben, dass es ihr leichter gefallen
wäre, Dinge aufzulisten, die sie nicht mag an sich.
Das versteh ich.
Das kenn ich auch.
Hm.
Aber wieso eigentlich?!
Wieso fällt es uns leichter, das Negative an uns
zu sehen? Wieso sind wir mit uns selbst so überkritisch?
Wieso, um es mal hart zusammenzufassen, wieso
erlauben wir uns selbst schlechter von uns zu denken, als wir es anderen
erlauben würden, über uns zu reden?
Das sind Fragen, die mich schon eine längere
Zeit beschäftigen. Ulis Post hat sie nur wieder ein bisschen mehr an die
Oberfläche geholt, denn in meinem momentan verrückt-vollen Alltag geht so etwas
gern unter.
Und je mehr dieser Fragen untergingen, je
eingespannter ich war, desto stärker wurde komischerweise diese nörgelnde
kleine Stimme in meinem Kopf, die echt viel auszusetzen hat an mir.
Weniger wiegen könnte ich ja und definitiv mehr
Sport machen, da schlummert ein großes Projekt rund um den Blog schon länger
als ich es wollte, wieso nur schaffe ich es nicht, mich endlich darum zu
kümmern?! Und mehr Zeit haben für x, y, z könnte ich ja wirklich auch! Wie,
einfach einen ganzen Abend lang nicht arbeiten, wie bequem kann man eigentlich
sein?!
Und so weiter und so weiter und so weiter...
Ich habe mich ein bisschen gefühlt wie in einem
ewigen Bootcamp – mit mir selbst als bösem, fiesem Drill-Instructor.
Doch, das kann ich gut!
Antreiben, stupsen, nie zufrieden sein.
Noch ein bisschen weiter treiben, da muss doch
noch was drin sein, wie, das war es schon?!
Das ging so weit, dass ich gar nicht mehr richtig abschalten konnte, denn wenn ich dann mal nichts mehr gemacht habe - so abends, gegen 22 Uhr - wurde ich kribbelig. Sollte ich nicht doch noch mal schnell nach meinen Arbeitsemails schauen? Oder etwas recherchieren? Ein bisschen vorarbeiten für den nächsten Tag, damit ich wenigstens ein bisschen was von meiner irrwitzigen to-do-Liste abgearbeitet bekäme, weil meine Tage grundsätzlich anders verlaufen als geplant und so eben auch mal etwas liegen bleibt?
Wie, einfach nur ausruhen?!
Ja, ich weiß: Ganz. Schön. Verrückt!!
Und ganz definitv etwas, das geändert gehörte!
Also habe ich angefangen, mich zu fragen, was
ich meiner besten Freundin raten würde.
Würde ich sie antreiben, würde ich ihr sagen,
dass es noch und noch und immer noch nicht genug ist?
Wohl kaum.
Würde ich ihr sagen, dass sie ruhig ein paar
Kilos abnehmen könnte und Entspannung am Abend – oder irgendwann mal -
überbewertet ist?
Kaum!
Würde ich ihr ernsthaft raten, noch mehr zu
arbeiten, noch mehr Überstunden zu machen, immer weiter und weiter?
Du ahnst es – wohl kaum!
Wieso also gehe ich dann mit mir selbst so um?
Das war der Moment, in dem ich beschlossen habe,
meinen kleinen, irren Drill-Instructor in einen langen Urlaub zu schicken.
Grundsätzlich ist es nämlich gar nicht schlecht
oder verkehrt, Antrieb zu haben, Dinge anzugehen, nicht gleich aufzugeben, wenn
es anstrengend wird oder unbequem. Disziplin ist toll!
Nur eben zu viel davon ist auch nicht gut.
Und so sonnt sich die Bootcampleitung neuerdings
in süßem Nichtstun und ich habe meine Ruhe.
Nicht nur das, ich bin meine beste Freundin.
Der Tag war lang und fleißig? Gut, viel
geschafft.
Das heißt aber, dass der Abend nicht auch noch
fleißig sein muss und ich tun kann, wozu ich Lust habe – nicht, wozu ich mich
selbst verpflichte.
Einfach mal 1 Stunde in der Badewanne
einweichen, dabei entspannt Musik hören, oder, der Gipfel meiner persönlichen
kleinen Dekadenz, eine Doku bei Youtube gucken?
Mach ich jetzt.
Nicht bloggen, weil ich muss, sondern einfach,
weil ich will? Und wenn ich nicht
will, es auch sein lassen? Weil ich hier der Chef bin und niemand sonst?
Mach ich. Noch viel mehr, als sowieso immer
schon, denn hier auf meinem Blog bin ich von Anfang an der Diktator gewesen. Aber jetzt habe ich abends wieder Kraft und Lust zum Bloggen und das fühlt sich wunderbar an.
Arbeit noch mehr als sonst priorisieren und
Dinge auch mal 2 Tage liegen lassen? Weil die Welt eben nicht untergeht, wenn
andere auch mal auf mich warten müssen?
Das klappt, immer besser.
Und je
besser das klappt, desto besser kann ich selbst das auch ertragen und der
Drillmeisterin im Kopf die Zunge rausstrecken.
Blöde Kuh
aber auch!
So übe
ich jetzt Balance und mir selbst eine gute Freundin zu sein. Nicht nur eine,
mit der ich mich auf einen entspannten Kaffee treffen mag, sondern eine, für
die ich nur das Beste will.
Die Welt
geht davon nicht unter – aber wer, weiß, vielleicht ja der Drill-Instructor.
Den Rentenantrag hab ich schon gestellt ;-).
Was mich
jetzt brennend interessieren würde: Wie ist das bei Dir? Bist Du Dir eine gute
Freundin und kannst Fünfe nicht nur bei Anderen, sondern auch bei Dir selbst
gerade sein lassen? Oder kannst Du vielleicht meine kleine Verrücktheiten so
gar nicht nachvollziehen?
Liebst,
Sabine