Still war es hier in
den letzten Wochen. Verdächtig still.
Zunächst einmal, mir
geht es gut, gesundheitlich und auch sonst. Gerade meine wankelmütige
Gesundheit war ja in der Vergangenheit gern mal der Grund für eine Blogpause.
Was aber war es
dieses Mal?
Ich will es Dir
verraten: Ich bin in einen Schrebergarten gezwungen worden. Im übertragenen
Sinn.
Mein Blog, das war
von Anfang an meine Party, meine Regeln, ein Spiegel meiner Interessen. Ein
hübscher, naturbelassener Garten sozusagen, mit alten, knarrigen Bäumen, mit
Wildblumen, in denen sich Schmetterlinge tummelten und mit verschiedenen
kleinen Sitzecken, die die Trittsteine meines Blogs symbolisieren. Die
Freitagsfunde waren eine lauschige Bank im Schatten, meine glutenfreien Rezepte
ein alter Holztisch auf einer Pergola, unter blättrigen Schattensprengseln und
einer Lichterkette. Es gab noch eine Sitzecke für Gedankenflüge, die aber nach
und nach unter Efeu begraben wurde, ab und an haben wir ein wanderlustiges
Picknick veranstaltet und ich habe vieles von dem, was mir wichtig ist im
Leben, mit Dir geteilt.
Nach und nach
tauchten immer neue Regeln für mich auf, ich habe gelernt, wie so ein Garten zu
bestellen ist, wie SEO zum Blühen gebracht wird, wie Branding und Design Leser
bringen und binden. Überhaupt, mehr Leser, immer mehr Leser, das müsse doch
mein Ziel sein und eine Monetarisierung des Blogs auch. Wenn da schon so viele Äpfel im Garten
reifen, muss ich die doch auch verkaufen wollen, einfach zu Apfelgelee
einkochen gilt schließlich nicht!
Die meisten dieser
Pflänzchen habe ich geflissentlich ignoriert, ich weiß, wie es geht, aber ich
möchte Vieles davon einfach nicht auf diesen Blog anwenden. Weil ich diesen
kleinen, verwunschenen Garten erhalten mag, der sich ändern und wachsen darf,
aber bitteschön zu meinen Bedingungen.
In den letzten
Monaten aber wurde mein Garten ohne mein Wollen in einen Schrebergarten
umgewandelt. Um alles DSGVO-konform zu gestalten musste ich liebe Elemente wie
die Kommentare abschalten, der Blog kann nicht mehr per Email abonniert werden
und so weiter und so weiter. HIER habe ich das ganze Elend schon einmal
umrissen.
Ich habe die Zähne
zusammengebissen ob dieser verrückten Regeln, die im Rahmen eines privaten
Blogs kaum zu stemmen sind, habe neue Zäune um meinen Garten gezogen, die
hübsch blühenden Disteln entfernt und den Teich stillgelegt. Nicht mehr
wirklich mein Garten, aber noch immer schön.
Dann kam das Gespenst
der Werbekennzeichnung.
Ich mag gar nicht im
Detail darauf eingehen, kann das auch nicht wirklich, weil sich mein Wissen auf
Einzelurteile stützen muss.
Zu Ende gedacht
bedeutet diese Entwicklung aber für mich, dass mein hübscher kleiner Garten zu
einem Schrebergarten umgewandelt werden muss, mit Vereinssatzung und
Vorschrift, was angebaut werden darf.
Bei mir hat das zu
dem geführt, was ich häufig bei anderen Bloggern gelesen, aber niemals nicht
selbst verstanden habe: Meine Inspiration, dieses kleine wilde Vögelchen, hat
mich verlassen. Sie ist weggeflattert und ich kann es ihr kaum verdenken –
welcher Vogel möchte schon in steriler Umgebung wohnen?
Ich habe in den
letzten Wochen lange darüber nachgedacht, diesen Blog zu schließen.
Weil meine
Inspiration es so gar nicht mag, eingesperrt zu werden, beschränkt und
beschnitten. Weil dieser Blog mein Hobby ist, niemals dazu gedacht,
monetarisiert zu werden. Ich habe in den 5 Jahren, die ich blogge, eine Hand
voll kleine Angebote angenommen – die wenigen Ausnahmen waren ein Nachmittag,
an dem ich Keramik bemalen durfte, ein Nachmittag mit verarbeiteten
Trockenfrüchten und zwei Päckchen mit einigen wenigen Zutaten für Gerichte,
die ich ohnehin in der Planung hatte, Produkte also, die in 5 Jahren keine 50€
erreicht haben und die ich mir sowieso gekauft hätte. Das war es dann auch schon.
Und nun?
Zu dem Gedanken, den
Blog zu schließen, kam der Gedanke an Dich, an jeden, der auf der ‚anderen
Seite’ vor einem Bildschirm sitzt, an nachgekochte und –gebackene Rezepte, an
Inspiration, die auf fruchtbaren Boden fällt und so kleine Wildblumensamen aus
meinem Blog hinausträgt, an Austausch und an Freitagsfunde, die den
Samstagsmorgenkaffee begleiten.
Und da kam mein Vögelchen zurück, es hat sich nicht
direkt auf meine Schulter gesetzt, sondern erst einmal ein paar Runden über
meinen ramponierten Garten gezogen. Dann hat es mir
Wildblumensamen mitgebracht, die ich nun auf ordentlich gezogenen Beeten
verteile und mich weigere, mir die Freude an meinem Blog nehmen zu lassen.
Ich blogge nicht,
weil ich damit Geld verdienen möchte (oder werde), ich blogge, um Sachen zu
teilen, die Freude machen, um meine mühsam entwickelten Rezepte in die Welt zu
setzen und damit vielleicht dem einen oder anderen Zöliakie-Betroffenen das
Leben hier und da ein bisschen zu erleichtern, kurz, ich blogge, um Dir und mir
eine Freude zu machen.
Zunächst einmal wird
es hier weitergehen, mit meinem ramponiert-eingeschränkten Blog, aber ich
plane, meinen kleinen Garten umzuziehen, damit er wieder ein klitzekleines
bisschen verwunschener werden kann. Das wird noch einige Monate dauern, ich
hoffe aber, Dir bis zum Jahresende mehr sagen zu können.
Bis dahin mache ich
das Beste aus meinem Schrebergartendasein und freue mich sehr, wenn Du dabei
bist.
Liebst,
Sabine