Montag, 16. Juli 2018

Von Schrebergärten und der Inspiration


Still war es hier in den letzten Wochen. Verdächtig still.
Zunächst einmal, mir geht es gut, gesundheitlich und auch sonst. Gerade meine wankelmütige Gesundheit war ja in der Vergangenheit gern mal der Grund für eine Blogpause.
Was aber war es dieses Mal?

Ich will es Dir verraten: Ich bin in einen Schrebergarten gezwungen worden. Im übertragenen Sinn.
Mein Blog, das war von Anfang an meine Party, meine Regeln, ein Spiegel meiner Interessen. Ein hübscher, naturbelassener Garten sozusagen, mit alten, knarrigen Bäumen, mit Wildblumen, in denen sich Schmetterlinge tummelten und mit verschiedenen kleinen Sitzecken, die die Trittsteine meines Blogs symbolisieren. Die Freitagsfunde waren eine lauschige Bank im Schatten, meine glutenfreien Rezepte ein alter Holztisch auf einer Pergola, unter blättrigen Schattensprengseln und einer Lichterkette. Es gab noch eine Sitzecke für Gedankenflüge, die aber nach und nach unter Efeu begraben wurde, ab und an haben wir ein wanderlustiges Picknick veranstaltet und ich habe vieles von dem, was mir wichtig ist im Leben, mit Dir geteilt.

Nach und nach tauchten immer neue Regeln für mich auf, ich habe gelernt, wie so ein Garten zu bestellen ist, wie SEO zum Blühen gebracht wird, wie Branding und Design Leser bringen und binden. Überhaupt, mehr Leser, immer mehr Leser, das müsse doch mein Ziel sein und eine Monetarisierung des Blogs auch. Wenn da schon so viele Äpfel im Garten reifen, muss ich die doch auch verkaufen wollen, einfach zu Apfelgelee einkochen gilt schließlich nicht!
Die meisten dieser Pflänzchen habe ich geflissentlich ignoriert, ich weiß, wie es geht, aber ich möchte Vieles davon einfach nicht auf diesen Blog anwenden. Weil ich diesen kleinen, verwunschenen Garten erhalten mag, der sich ändern und wachsen darf, aber bitteschön zu meinen Bedingungen.

In den letzten Monaten aber wurde mein Garten ohne mein Wollen in einen Schrebergarten umgewandelt. Um alles DSGVO-konform zu gestalten musste ich liebe Elemente wie die Kommentare abschalten, der Blog kann nicht mehr per Email abonniert werden und so weiter und so weiter. HIER habe ich das ganze Elend schon einmal umrissen.
Ich habe die Zähne zusammengebissen ob dieser verrückten Regeln, die im Rahmen eines privaten Blogs kaum zu stemmen sind, habe neue Zäune um meinen Garten gezogen, die hübsch blühenden Disteln entfernt und den Teich stillgelegt. Nicht mehr wirklich mein Garten, aber noch immer schön.
Dann kam das Gespenst der Werbekennzeichnung.
Ich mag gar nicht im Detail darauf eingehen, kann das auch nicht wirklich, weil sich mein Wissen auf Einzelurteile stützen muss.
Zu Ende gedacht bedeutet diese Entwicklung aber für mich, dass mein hübscher kleiner Garten zu einem Schrebergarten umgewandelt werden muss, mit Vereinssatzung und Vorschrift, was angebaut werden darf.
Bei mir hat das zu dem geführt, was ich häufig bei anderen Bloggern gelesen, aber niemals nicht selbst verstanden habe: Meine Inspiration, dieses kleine wilde Vögelchen, hat mich verlassen. Sie ist weggeflattert und ich kann es ihr kaum verdenken – welcher Vogel möchte schon in steriler Umgebung wohnen?

Ich habe in den letzten Wochen lange darüber nachgedacht, diesen Blog zu schließen.

Weil meine Inspiration es so gar nicht mag, eingesperrt zu werden, beschränkt und beschnitten. Weil dieser Blog mein Hobby ist, niemals dazu gedacht, monetarisiert zu werden. Ich habe in den 5 Jahren, die ich blogge, eine Hand voll kleine Angebote angenommen – die wenigen Ausnahmen waren ein Nachmittag, an dem ich Keramik bemalen durfte, ein Nachmittag mit verarbeiteten Trockenfrüchten und zwei Päckchen mit einigen wenigen Zutaten für Gerichte, die ich ohnehin in der Planung hatte, Produkte also, die in 5 Jahren keine 50€ erreicht haben und die ich mir sowieso gekauft hätte. Das war es dann auch schon.

Und nun?

Zu dem Gedanken, den Blog zu schließen, kam der Gedanke an Dich, an jeden, der auf der ‚anderen Seite’ vor einem Bildschirm sitzt, an nachgekochte und –gebackene Rezepte, an Inspiration, die auf fruchtbaren Boden fällt und so kleine Wildblumensamen aus meinem Blog hinausträgt, an Austausch und an Freitagsfunde, die den Samstagsmorgenkaffee begleiten. 
Und da kam mein Vögelchen zurück, es hat sich nicht direkt auf meine Schulter gesetzt, sondern erst einmal ein paar Runden über meinen ramponierten Garten gezogen. Dann hat es mir Wildblumensamen mitgebracht, die ich nun auf ordentlich gezogenen Beeten verteile und mich weigere, mir die Freude an meinem Blog nehmen zu lassen.
Ich blogge nicht, weil ich damit Geld verdienen möchte (oder werde), ich blogge, um Sachen zu teilen, die Freude machen, um meine mühsam entwickelten Rezepte in die Welt zu setzen und damit vielleicht dem einen oder anderen Zöliakie-Betroffenen das Leben hier und da ein bisschen zu erleichtern, kurz, ich blogge, um Dir und mir eine Freude zu machen.

Zunächst einmal wird es hier weitergehen, mit meinem ramponiert-eingeschränkten Blog, aber ich plane, meinen kleinen Garten umzuziehen, damit er wieder ein klitzekleines bisschen verwunschener werden kann. Das wird noch einige Monate dauern, ich hoffe aber, Dir bis zum Jahresende mehr sagen zu können.
Bis dahin mache ich das Beste aus meinem Schrebergartendasein und freue mich sehr, wenn Du dabei bist.

Liebst,
Sabine