Dienstag, 12. November 2013

Himmelsschau

Gestern habe ich auf dem Heimweg dieses besondere Geräusch gehört. Heisere Rufe, urtümlich und einfach nur schön.
Wildgänse, auf dem Weg in den Süden.

Ich liebe ihre Rufe und bekomme regelmäßig im Herbst und Frühjahr Gänsehaut, wenn ich in den Himmel schaue und, begleitet von eben diesem Geräusch, die Vögel im schönsten Formationsflug sehe.

HACH!

So, das ist schön und besonders, aber wieso erzähle ich Dir das?

Naja, Du weißt, dass ich aufmerksam durch die Welt laufe.

Und so habe ich natürlich bemerkt, dass ich weit und breit die einzige war, die den Kopf in den Nacken gelegt und in den Himmel geschaut hat.
Mehr noch, ich bin von diversen Leutchen komisch angeschaut worden, weil ich lächelnd in den Himmel geguckt habe – aber Du musst jetzt nicht denken, dass sich auch nur einer dieser Komisch-Schauer die Mühe gemacht hätte, nachzusehen, WAS mich so freut.
Nö.
Wozu auch?

Naja...um etwas Wunderschönes mitzuerleben, zum Beispiel.

Und da fing es in meinem Kopf an zu rattern.

Wie oft wohl verpassen wir etwas Wunderschönes, erleben es einfach nicht mit, weil wir den Kopf nicht in den Nacken legen?
Weil wir uns nicht umdrehen, immer den gleichen Weg nehmen, stets rechts um die Ecke biegen?
Weil wir nicht nur unseren Körper in den ewig gleichen Bahnen durch die Welt bugsieren, sondern auch unseren Kopf, unseren Geist ungern in unbekanntes Terrain bewegen?

Tja...eben.
Es wird wohl eine Menge sein!
Viel zu viel, versteht sich!

Hast Du das schon mal erlebt, dass Du spontan etwas anders gemacht hast und gleich durch etwas unerwartet Schönes belohnt wurdest?

Nichts Großes, Liebes, denk an kleine Dinge.
Du bist dann doch mal links um die Ecke gebogen und hast diesen entzückenden kleinen Blumenladen entdeckt. Oder bist einer alten Freundin in die Arme gelaufen.
Du bist in einem Supermarkt gelandet, in dem Du nie einkaufst und siehe da – das leckere Produkt, dass Du doch sonst nur im Urlaub gefunden hast, da steht es doch!
Diese Dinge meine ich.

Wenn Du darauf achtest, wirst Du feststellen, dass das Ausprobieren von Neuem quasi eine eingebaute Reward-Funktion hat. Es passiert so oft etwas Schönes, wenn Du die ausgetretenen Alltagswege kurz mal verlässt.

Das liegt zum Einen daran, dass wir immer dann besonders aufmerksam sind, wenn wir etwas Neues tun.
Unser Hirn hüpft dann auf und ab vor Freude und saugt alles in sich auf. Lernt, ist interessiert und aufnahmebereit.
Neues zu tun, macht also nicht dümmer ;-).

Zum Anderen geben wir so aber auch Schönem erst die Chance, in unser Leben zu treten.

Wenn Du möchtest, dass Dir das Alltägliche passiert, dann verhalte Dich alltäglich.
Auch darin liegt oft etwas Schönes, nur sehen wir es häufig gar nicht mehr.
Kenn wir ja schon.
Langweilig.

Wenn Du möchtest, dass Du etwas Schönes erlebst, dass nicht alltäglich ist, nun...dann tu etwas Neues.
Verhalte Dich nicht alltäglich, halte Augen und Geist offen und freue Dich an dem, was kommt.
Sei offen und mutig und laufe lächelnd darauf zu.

Sicher gibt es keine Garantie dafür, dass etwas Neues automatisch immer etwas Gutes ist. Dass nur Schönes und nichts anderes kommt.
Natürlich kann in der Straße links um die Ecke auch einfach nur eine nichtssagende, hässliche Straße sein. Aber weißt Du’s?
Eben.

Schon das Ausprobieren an sich ist aber etwas Schönes, etwas Neues zu tun, ist bereits die Belohnung.
Und es macht auch nicht dümmer, wir erinnern uns ;-).

Neues zu tun, das ist manchmal etwas unbequem. Weil wir nicht einfach automatisch tun, was wir eben immer tun.
Rechts um die Ecke biegen, zum Beispiel.
Wenn Du etwas anders machst, dann bist Du konzentriert, Du bist wach und das ist eben das ganze Gegenteil von alltäglich-schläfrig. Spannend, findest Du nicht?

Liebes, etwas Neues zu tun, das muss nicht immer die ganz Große Tat sein. Das klingt so beeindruckend, kann aber in ganz kleinen Dingen liegen.
Den Kopf einfach mal in den Nacken legen, wenn jemand den Himmel anlächelnd an Dir vorbeigeht.
Und vielleicht siehst Du dann noch ein paar Wildgänse im Formationsflug. Grüß sie von mir.

Also, wann schaust Du in den Himmel?

Liebst,
Sabine