Montag, 16. November 2015

Trotzdem

Trotzdem Alltag.

Trotzdem Lachen.

Trotzdem kleine Dinge entdecken.

Trotzdem leuchtende Kinderaugen.

Trotzdem...Glitzerkleid.

Am Samstag stand ich abends vor dem für die Blogst-Konferenz eingepackten Kleid und habe einen Moment lang überlegt.
Konnte ich das anziehen?
Wollte ich?
Konnte ich glitzern und feiern, nach all dem, was nicht einmal 24 Stunden vorher in Paris passiert war?
Ich habe gezögert.
Überlegt.

Und mich dann gefragt, in welcher Welt ich leben will.

In einer, in der mir Terroristen und die durch sie verbreitete Angst diktieren, wie ich mein Leben zu gestalten habe? Was ich trage, wohin ich gehe?
Ob ich das Leben auskoste, oder aber mich wie tot fühle und auch so verhalte?

Versteh mich nicht falsch, was in Paris passiert ist oder aber auch 2 Tage zuvor in Beirut, was in den Nachrichten hier in Deutschland keinen Widerhall fand, das ist unfassbar grausam und ich kann es nicht im Mindesten nachvollziehen. 
Ich bin fassungslos und unendlich traurig darüber, dass auf unserer Welt so etwas möglich ist und offenbar immer möglicher wird. Verstehen kann ich das nicht ansatzweise. 
Was ich auch nicht kann, ist es ändern.
Was ich aber ändern kann, das ist meine Haltung, mein Leben.

Und so habe ich das Glitzerkleid angezogen und mit einem Haufen anderer wunderbarer Menschen getanzt.
Ich habe das Leben bejaht und es gefeiert. Nicht trotz der Ereignisse in Paris, sondern gerade deswegen.

Weil ich mich entschieden habe:
Für das Leben und gegen den Tod.
Für Freude und gegen Verbitterung.
Für Vertrauen und gegen Angst.
Für die Liebe und gegen den Hass.

Ja, ich weiß, das klingt pathetisch, aber es trifft den Kern ganz gut.

Nous sommes unis, wir sind vereint, wir sind eines, das war eine der vielen Reaktionen auf die Anschläge von Paris, die durch die sozialen Medien geisterten.
Wir sind vereint, das bedeutet auch, dass wir verdammt viel Macht haben.
Auch, wenn sich das gerade gar nicht so anfühlt.

Wir sind vereint, wir haben die Macht, zu entscheiden, wohin die Reise geht. Leben oder Tod, Freude oder Verbitterung, Vertrauen oder Angst, Liebe oder Hass? Das liegt bei uns.

Ich persönlich habe mich dafür entschieden, zu LEBEN und das in vollen Zügen.
Ich werde Glitzerkleider tragen und tanzen, ich werde weiterhin ein liberaler, humanistischer Mensch sein, ich werde Flüchtlinge, die in viel zu großen Teilen vor genau solchem Grauen davon gelaufen sind, willkommen heißen, ich werde reisen, ja, auch nach Paris, und offen sein.
Ich werde selbst bestimmen, wie ich die Welt sehe oder aber, wie ich mein Leben gestalte.
Denn wenn ich das nicht tue, dann und nur dann, hätten sie gewonnen, die Menschen, die mir und Dir ihre Weltsicht aufzwingen wollen, die unser Leben einschränken und uns zur Angst verdammen wollen.
Wir aber, wir sind vereint – und das bedeutet, dass es an uns ist, das nicht zuzulassen.

Trauern und mitfühlen und trotzdem...leben!

Liebst,
Sabine