Dienstag, 10. Oktober 2017

Wir kochen zusammen: Kushari, Soulfood deluxe

Das erst Mal habe ich Kushari zusammen mit einer lieben Freundin gegessen, wir waren gerade erst in Kairo gelandet, ein Bekannter holte uns am Flughafen ab und wir fuhren sofort zum Khan al-Khalili, diesem riesigen Markt im Herzen der Stadt. Zwei Tage später sollten die Amerikaner in den Irak einmarschieren und meine Freundin und ich mit 5 quietschbunt gefärbten Küken und den Kadetten einer Militärakademie im Zug nach Alexandria fahren, aber das ist eine andere Geschichte...
Koshary, a delicious dish from Egypt
Wir sind gleich nach der Ankunft im Khan al-Khalili in einer Garküche gelandet, der Boden dick mit Sägespänen ausgelegt, pro Tisch wurde genau ein Löffel gedeckt und durften Kushari zum ersten Mal probieren.
Und waren hin und weg.

Kushari, nach amerikanischer Translation Koshary, ist das ähyptische Soulfood schlechthin und Nahrung für Millionen, gerade arme Ägypter. Die Grundidee ist denkbar einfach: Du kombinierst Kohlenhydrate mit Kohlenhydraten, dazu noch ein paar Kohlenhydrate, etwas Tomatensause und knusprig-braune Zwiebelringe – fertig!
gluten free Koshary, perfect Egyptian soulfood
Die Kombination an Zutaten wirkt auf den ersten Blick seltsam, aber nur, bis Du den ersten Bissen probiert hast. Dann wirst Du diesem ganz eigenen Fastfood verfallen, da bin ich mir sicher!

Bestellst Du Kushari in Ägypten wirst Du einen Mann hinter einem Berg von Töpfen sehen, der in atemberaubender Geschwindigkeit Reis, Linsen, kurze Nudeln, Kichererbsen und Tomatensauce auf Deinen Teller schaufelt und diesen Berg schließlich mit einer großzügigen Portion Zwiebelringen garniert.
Koshary, an Egyptian classic that is oh-so delicious (and easy to make!)
Je nach Rezept – und natürlich hat jeder sein ganz eigenes – kommt noch Knoblauchsauce dazu, da ich die aber 1. nicht so gerne mag und sie 2. nicht Bestandteil meines ersten Kusharis war, habe ich sie weggelassen.

Für die Zubereitung solltest Du ein wenig Zeit und viele Töpfe einplanen, dafür aber sind die einzelnen Komponenten denkbar einfach gemacht.
Wie schön!

Für die Tomatensauce brauchen wir Baharat, eine typische Gewürzmischung. Hier ist meine Version:
ingredients for Egyptian Koshary
Baharat

½ Nelke, frisch gemörsert oder gemahlen
2 TL Pfeffer, frisch gerieben (am besten schwarzer Pfeffer)
1 ½ TL Paprikapulver (mild oder scharf bleibt Dir überlassen, ich wähle mild)
1 ½ TL Koriander, frisch gemörsert oder gemahlen
2 TL Kreuzkümmel, frisch gemörsert oder gemahlen
½ TL Zimt
¼ TL Muskat, frisch gerieben
5 Kardamomkapseln, die Kerne frisch gemörsert (oder ¼ TL gemahlener Kardamom)

Die Gewürze werden sorgfältig vermischt und bleiben dann bis Du sie brauchst in einem gut verschlossenen Glas, das am besten dunkel ist.

Jetzt machen wir uns aber ans

Kushari (glutenfrei, oder auch nicht)

Du brauchst für 2 Personen

75g Berglinsen
1 kleine Knoblauchzehe
1 kleines Lorbeerblatt
¼ TL Kreuzkümmel

½ Zwiebel
1 Knoblauchzehe
2 TL Baharat (s.o.)
1 Dose Tomaten, stückig
1 TL Chiliessig (alternativ ¼ TL Chiliflocken und 1 TL weißer Balsamico)
Salz
Pfeffer

100g Langkornreis

1 große Zwiebel

50g kurze Nudeln (ich hatte Tortiglioni und habe sie gekocht zerkleinert)

50-75g Kichererbsen (aus dem Glas)

Ja, die Liste liest sich lang, aber das geht alles ganz einfach, versprochen.

Zunächst werden die Linsen abgewaschen und dann mit der doppelten Menge Wasser, einer halbierten Knoblauchzehe, dem Lorbeerblatt und Kreuzkümmel aufgekocht. Bei mittlerer Hitze in etwa 30 Minuten gar kochen, bei Bedarf überflüssiges Wasser abgießen, Knoblauch und Lorbeerblatt entfernen.

TIPP: Ich nehme zum Abmessen für Linsen, Reis & Co. Espressotassen. Auf eine Tasse Linsen/Reis etc. kommen 2 Tassen Wasser. Für dieses Rezept habe ich ¾ Espressotasse Linsen abgemessen, dementsprechend 1 ½ Tassen Wasser verwendet.

Kümmern wir uns um die Tomatensauce.
Dazu wird ½ Zwiebel in Würfel geschnitten und in wenig Olivenöl bei mittlerer Hitze glasig angebraten. Eine halbierte Knoblauchzehe wird für 2 Minuten mit gebraten, dann kommt das Baharat dazu und wird für 1-2 Minuten angebraten, bis Deine Küche anfängt, himmlisch zu duften.
Die stückigen Tomaten kommen dazu, dann kommt der Essig zum Einsatz. Die Sauce soll eine scharfe und eine dezent säuerliche Note bekommen, daher habe ich gleich Chiliessig verwendet. Hast Du so etwas nicht im Haus, kein Problem, Du kannst problemlos auch einfach Chiliflocken und weißen Balsamico (oder Weißweinessig) verwenden.
So oder so, die Tomatensauce sollte nun 15-20 Minuten einkochen und wird zum Schluss noch mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt und der Knoblauch wird herausgefischt.

Kommen wir zum Reis... In einem kleinen Topf wird er in wenig Olivenöl 1-2 Minuten angebraten, dann mit der doppelten Menge Wasser abgelöscht. Ohne umzurühren lässt Du das Wasser verkochen, drehst die Herdplatte aus, deckst den Topf ab und lässt den Reis in 10-15 Minuten gar quellen.

Für die Nudeln werden klassischerweise kurze, gebrochene Makkaroni verwendet, die es aber in einer glutenfreien Version nicht gibt. Ich habe Tortiglioni verwendet, die ich nach dem Kochen einfach halbiert habe, eine vielleicht überflüssige Mehrarbeit, aber ich wollte dem Kushari-Original so nah wie möglich kommen.

Fehlt nur noch eine Zutat, die Arbeit macht.
Eine große Zwiebel wird geputzt und dann in feine Ringe geschnitten. In ordentlich Olivenöl werden die Zwiebelringe bei mittlerer Hitze knusprig-braun gebraten. Vor dem Servieren auf Küchenkrepp abtropfen lassen, dann wird’s nicht so fettig.

Die vorgegarten Kichererbsen werden einfach abgespült und dürfen abtropfen, bis es ans Essen geht.

Puh, das war ein Ritt, aber jetzt haben wir’s.

Reis, Linsen und Nudeln bilden die Basis Deines Kushari-Tellers, darauf kommen die Kichererbsen und Tomatensauce, gekrönt wird alles von den Zwiebelringen – und fertig bist Du!
gluten free version of Egyptian Koshary
Die verschiedenen Konsistenzen von Reis, Linsen, Nudeln und Kichererbsen harmonieren überraschend gut, die Tomatensauce verbindet alles und die knusprigen Zwiebeln sorgen für einen schönen Crunch und bringen noch mehr Würze in jeden Bissen. Hach!

Kushari kannst Du für Dich allein oder aber eine ganze Meute zubereiten, einfach die Mengen der einzelnen Komponenten erhöhen oder verringern. Apropos Komponenten...egal, wo Du in Ägypten Kushari isst, es wird immer ein wenig anders schmecken und in den Proportionen der einzelnen Zutaten schwanken. Mir persönlich schmeckt Kushari wie angegeben am besten, aber das kann ja bei Dir ganz anders aussehen. Du liebst Kichererbsen, bist aber kein Fan von Linsen? Nimm mehr von der einen Zutat und weniger von der anderen. Spiel mit den Komponenten, bis Du Dein perfektes Kushari beisammen hast!
gluten free Koshary, one of the best Middle Eastern dishes!
Weil dieses Rezept nicht ohne Reis auskommt, heute der 10. ist und Ina ab heute nach Rice, Rice, Baby fragt, ist Kushari mein diesmonatiger Beitrag für #letscooktogether.

Welches Gericht wärmt Deine Seele an grauen Herbsttagen?

Liebst,
Sabine