Das erst Mal habe ich
Kushari zusammen mit einer lieben Freundin gegessen, wir waren gerade erst in
Kairo gelandet, ein Bekannter holte uns am Flughafen ab und wir fuhren sofort
zum Khan al-Khalili, diesem riesigen Markt im Herzen der Stadt. Zwei Tage
später sollten die Amerikaner in den Irak einmarschieren und meine Freundin und
ich mit 5 quietschbunt gefärbten Küken und den Kadetten einer Militärakademie
im Zug nach Alexandria fahren, aber das ist eine andere Geschichte...
Wir sind gleich nach
der Ankunft im Khan al-Khalili in einer Garküche gelandet, der Boden dick mit
Sägespänen ausgelegt, pro Tisch wurde genau ein Löffel gedeckt und durften
Kushari zum ersten Mal probieren.
Und waren hin und
weg.
Kushari, nach
amerikanischer Translation Koshary, ist das
ähyptische Soulfood schlechthin und Nahrung für Millionen, gerade arme Ägypter.
Die Grundidee ist denkbar einfach: Du kombinierst Kohlenhydrate mit
Kohlenhydraten, dazu noch ein paar Kohlenhydrate, etwas Tomatensause und
knusprig-braune Zwiebelringe – fertig!
Die Kombination an
Zutaten wirkt auf den ersten Blick seltsam, aber nur, bis Du den ersten Bissen
probiert hast. Dann wirst Du diesem ganz eigenen Fastfood verfallen, da bin ich
mir sicher!
Bestellst Du Kushari
in Ägypten wirst Du einen Mann hinter einem Berg von Töpfen sehen, der in
atemberaubender Geschwindigkeit Reis, Linsen, kurze Nudeln, Kichererbsen und
Tomatensauce auf Deinen Teller schaufelt und diesen Berg schließlich mit einer
großzügigen Portion Zwiebelringen garniert.
Je nach Rezept – und
natürlich hat jeder sein ganz eigenes – kommt noch Knoblauchsauce dazu, da ich
die aber 1. nicht so gerne mag und sie 2. nicht Bestandteil meines ersten Kusharis
war, habe ich sie weggelassen.
Für die Zubereitung
solltest Du ein wenig Zeit und viele Töpfe einplanen, dafür aber sind die
einzelnen Komponenten denkbar einfach gemacht.
Wie schön!
Für die Tomatensauce
brauchen wir Baharat, eine typische Gewürzmischung. Hier ist meine Version:
Baharat
½ Nelke, frisch gemörsert
oder gemahlen
2 TL Pfeffer, frisch
gerieben (am besten schwarzer Pfeffer)
1 ½ TL Paprikapulver (mild
oder scharf bleibt Dir überlassen, ich wähle mild)
1 ½ TL Koriander, frisch
gemörsert oder gemahlen
2 TL Kreuzkümmel, frisch
gemörsert oder gemahlen
½ TL Zimt
¼ TL Muskat, frisch gerieben
5 Kardamomkapseln, die Kerne
frisch gemörsert (oder ¼ TL gemahlener Kardamom)
Die Gewürze werden
sorgfältig vermischt und bleiben dann bis Du sie brauchst in einem gut
verschlossenen Glas, das am besten dunkel ist.
Jetzt machen wir uns
aber ans
Kushari (glutenfrei, oder
auch nicht)
Du brauchst für 2
Personen
75g Berglinsen
1 kleine Knoblauchzehe
1 kleines Lorbeerblatt
¼ TL Kreuzkümmel
½ Zwiebel
1 Knoblauchzehe
2 TL Baharat (s.o.)
1 Dose Tomaten, stückig
1 TL Chiliessig (alternativ
¼ TL Chiliflocken und 1 TL weißer Balsamico)
Salz
Pfeffer
100g Langkornreis
1 große Zwiebel
50g kurze Nudeln (ich hatte
Tortiglioni und habe sie gekocht zerkleinert)
50-75g Kichererbsen (aus dem
Glas)
Ja, die Liste liest
sich lang, aber das geht alles ganz einfach, versprochen.
Zunächst werden die
Linsen abgewaschen und dann mit der doppelten Menge Wasser, einer halbierten
Knoblauchzehe, dem Lorbeerblatt und Kreuzkümmel aufgekocht. Bei mittlerer Hitze
in etwa 30 Minuten gar kochen, bei Bedarf überflüssiges Wasser abgießen,
Knoblauch und Lorbeerblatt entfernen.
TIPP: Ich nehme zum
Abmessen für Linsen, Reis & Co. Espressotassen. Auf eine Tasse Linsen/Reis
etc. kommen 2 Tassen Wasser. Für dieses Rezept habe ich ¾ Espressotasse Linsen abgemessen,
dementsprechend 1 ½ Tassen Wasser verwendet.
Kümmern wir uns um
die Tomatensauce.
Dazu wird ½ Zwiebel
in Würfel geschnitten und in wenig Olivenöl bei mittlerer Hitze glasig
angebraten. Eine halbierte Knoblauchzehe wird für 2 Minuten mit gebraten, dann
kommt das Baharat dazu und wird für 1-2 Minuten angebraten, bis Deine Küche
anfängt, himmlisch zu duften.
Die stückigen Tomaten
kommen dazu, dann kommt der Essig zum Einsatz. Die Sauce soll eine scharfe und
eine dezent säuerliche Note bekommen, daher habe ich gleich Chiliessig
verwendet. Hast Du so etwas nicht im Haus, kein Problem, Du kannst problemlos
auch einfach Chiliflocken und weißen Balsamico (oder Weißweinessig) verwenden.
So oder so, die
Tomatensauce sollte nun 15-20 Minuten einkochen und wird zum Schluss noch mit
Salz und Pfeffer abgeschmeckt und der Knoblauch wird herausgefischt.
Kommen wir zum
Reis... In einem kleinen Topf wird er in wenig Olivenöl 1-2 Minuten angebraten,
dann mit der doppelten Menge Wasser abgelöscht. Ohne umzurühren lässt Du das
Wasser verkochen, drehst die Herdplatte aus, deckst den Topf ab und lässt den
Reis in 10-15 Minuten gar quellen.
Für die Nudeln werden
klassischerweise kurze, gebrochene Makkaroni verwendet, die es aber in einer
glutenfreien Version nicht gibt. Ich habe Tortiglioni verwendet, die ich nach
dem Kochen einfach halbiert habe, eine vielleicht überflüssige Mehrarbeit, aber
ich wollte dem Kushari-Original so nah wie möglich kommen.
Fehlt nur noch eine
Zutat, die Arbeit macht.
Eine große Zwiebel
wird geputzt und dann in feine Ringe geschnitten. In ordentlich Olivenöl werden
die Zwiebelringe bei mittlerer Hitze knusprig-braun gebraten. Vor dem Servieren
auf Küchenkrepp abtropfen lassen, dann wird’s nicht so fettig.
Die vorgegarten Kichererbsen
werden einfach abgespült und dürfen abtropfen, bis es ans Essen geht.
Puh, das war ein Ritt,
aber jetzt haben wir’s.
Reis, Linsen und
Nudeln bilden die Basis Deines Kushari-Tellers, darauf kommen die Kichererbsen
und Tomatensauce, gekrönt wird alles von den Zwiebelringen – und fertig bist
Du!
Die verschiedenen
Konsistenzen von Reis, Linsen, Nudeln und Kichererbsen harmonieren überraschend
gut, die Tomatensauce verbindet alles und die knusprigen Zwiebeln sorgen für
einen schönen Crunch und bringen noch mehr Würze in jeden Bissen. Hach!
Kushari kannst Du für
Dich allein oder aber eine ganze Meute zubereiten, einfach die Mengen der
einzelnen Komponenten erhöhen oder verringern. Apropos Komponenten...egal, wo
Du in Ägypten Kushari isst, es wird immer ein wenig anders schmecken und in den
Proportionen der einzelnen Zutaten schwanken. Mir persönlich schmeckt Kushari
wie angegeben am besten, aber das kann ja bei Dir ganz anders aussehen. Du
liebst Kichererbsen, bist aber kein Fan von Linsen? Nimm mehr von der einen
Zutat und weniger von der anderen. Spiel mit den Komponenten, bis Du Dein
perfektes Kushari beisammen hast!
Weil dieses Rezept
nicht ohne Reis auskommt, heute der 10. ist und Ina ab heute nach Rice, Rice, Baby fragt, ist Kushari mein
diesmonatiger Beitrag für #letscooktogether.
Welches Gericht wärmt
Deine Seele an grauen Herbsttagen?
Liebst,
Sabine