So langsam beginnt
die Urlaubszeit in Deutschland und wenn Du wie ich Zöliakie hast, oder aber
jemanden um Dich herum, der von dieser Krankheit betroffen ist, dann kennst Du
sicherlich gut, worüber ich gleich schreiben mag: Glutenfreie Urlaubsplanung.
Neulich fiel mir auf,
dass es nun schon über 5 Jahre her ist, dass ich diagnostiziert wurde und wie
viel einfacher es mir mittlerweile fällt, gerade Reisen, bei denen ja
tagtäglich auswärts gegessen wird, vorzubereiten. Das heißt nun nicht, dass das
ein leichtes Unterfangen ist, aber ich habe mir über die Jahre dann doch ein
paar gute Strategien überlegt.
Wahl des Reisezieles
Ja, der
Lieblingsmensch und ich machen die Wahl unserer Reiseziele tatsächlich ein
Stück weit abhängig von der Möglichkeit, vor Ort Essen für mich zu finden. Je
mehr Einschränkungen Du hast, desto nötiger wird das auch.
Ein Beispiel:
Wir überlegen schon
seit ein paar Jahren immer mal wieder, nach Kroatien zu reisen. Ein wenig
Onlinerecherche ergab, dass es wohl nur eine gesicherte Möglichkeit an einem
Ort gibt, glutenfreie Produkte zu kaufen, darüber hinaus ist die lokale Küche
super fleischlastig. Das ist prima, wenn Du Zöliakie hast und Fleisch isst,
denn Kurzgebratenes und Gemüse sind nicht schwer zu bekommen, aber ziemlich
blöd, wenn Du wie ich Zöliakie hast und Vegetarierin bist. Dann bleibt nämlich
genau gar nichts übrig, denn üppige Salate sind in dieser Landesküche nun nicht
gerade Standard.
Um einen Urlaub in
Kroatien zu realisieren, müssten wir also
a) mit dem Auto
anreisen, denn zumindest glutenfreies Brot und Pasta würde ich für die gesamte
Reisedauer mitbringen müssen und
b) auf jeden Fall in
eine Ferienwohnung gehen. Damit haben wir grundsätzlich gar kein Problem und
machen das auch regelmäßig, aber wir hätten gerne zumindest die Möglichkeit,
1-2 Mal im Urlaub auch essen zu gehen. Außerdem müsste ich unter diesen
Gegebenheiten bei jedem Ausflug immer genügend Essen für mich dabei haben
(gerade, wenn’s ein Tagesausflug ist) und im Zweifelsfall dem Lieblingsmenschen
im Restaurant zugucken, wie er isst, das wollen wir beide nicht.
Kroatien bleibt damit
auf unserer Vielleicht-Irgendwann-Mal-Liste.
Als tiefenentspannte
Urlaubsziele haben sich dagegen wieder und wieder Italien und die Niederlande
entpuppt, jeder weiß, was Gluten und Zöliakie sind, es ist problemlos möglich,
zum Essen glutenfreies Brot zu bekommen und besonders in Italien hat wohl jeder
verstanden, wie traurig ein Leben ohne Pizza und Pasta wäre.
Herrlich!
Wie gehen wir also
vor, wenn wir über unseren Urlaub nachdenken? Wir stellen eine kurze Liste an
möglichen Zielen zusammen und dann recherchiere ich als allererstes, wie gut
oder eben auch schlecht sich glutenfreies Essen finden lässt.
Das inkludiert sowohl
Einkaufsmöglichkeiten, als auch die lokale Küche. Dabei stellt sich meistens
ziemlich schnell heraus, ob das angepeilte Ziel gut geeignet ist oder ob es
eher schwieriger wird, außerdem kann ich so schon erkennen, welche Stadt oder
Region sich vielleicht eher eignen würde oder auch nicht.
Wahl der Unterkunft
Wie schon bei den
Überlegungen zu Kroatien angerissen, hast Du ja grundsätzlich verschiedene
Möglichkeiten der Unterbringung, die das glutenfreie Reisen leichter machen
können – aber nicht unbedingt müssen.
Der Lieblingsmensch
und ich überlegen uns meist schon im Vorfeld, ob wir eher Lust haben auf einen
Urlaub im Hotel, oder in der Ferienwohnung. Campen ist nicht ganz so sehr die
Sache des Lieblingsmenschen, aber auch eine gute und vor allem gut kompatible
Variante, gerade, wenn Du im eigenen Wohnwagen oder Wohnmobil anreist, denn
dann kannst Du einfach alles mitbringen, was Du benötigst.
Im Hotel
Entscheiden wir uns
für einen Aufenthalt im Hotel, ist meine erste Suche bei Google die nach
glutenfreien Angeboten. Dafür einfach ‚Hotel + glutenfrei / glutenfree +
Ortsnamen’ googeln und Dich im besten Fall über eine Trefferliste freuen.
Es gibt mittlerweile
auch Reiseanbieter, die auf glutenfreie Gäste spezialisiert sind, da ich aber
noch nie über einen solchen Service einen Urlaub gebucht habe, kann ich dazu
wenig sagen.
Überraschend viele
Hotels bieten ein glutenfreies Frühstück an, darauf achte ich immer bei der
Buchung, denn ich habe morgens wenig Lust, ewig nach etwas Essbarem zu suchen.
Je nach Urlaubsort
und Deinen Urlaubsgewohnheiten (Strandlieger oder Ausflugsflitzer) ist es dann
mehr oder eben weniger sinnvoll, auch gleich noch die Option für’s Abendessen
oder gar Vollpension zu buchen. In den Fällen achte aber ganz unbedingt darauf,
dass das Hotel ausdrücklich glutenfreies Essen anbietet, sonst kann es
passieren, dass Du für eine Leistung zahlst, die Du dann gar nicht nutzen
kannst.
Im Zweifel ist es
immer hilfreich, dem Hotel schon vor der Buchung eine Email mit Deinen Fragen
zu schicken, in der Regel bekommst Du schnell eine Antwort.
An dieser Stelle
unserer Planung schaue ich mir auch schon potentielle Ausflugsziele an und
suche dort nach Möglichkeiten, mittags oder abends zu essen. Außerdem schaue
ich nach glutenfreien Möglichkeiten vor Ort, um mir eine mögliche Alternative
zur Halb- oder Vollpension zu schaffen.
Bei der Buchung gebe
ich immer im Kommentarfeld an, dass ein glutenfreies, vegetarisches Essen
benötigt wird, außerdem schreibe ich zusätzlich noch eine Email an das Hotel.
Auf diese Weise kann ich sicher sein, dass die Info vor Ort ankommt, selbst
wenn ich eine Pauschalreise buchen sollte.
In der Ferienwohnung
Entschiedest Du Dich
für eine Ferienwohnung oder ein Haus zur Miete, solltest Du natürlich auf
andere Dinge achten, bzw. daran denken.
Zunächst einmal ist
es sinnvoll zu klären, ob Du in der Nähe die Möglichkeit hast, glutenfreie
Produkte einzukaufen, oder ob Du – denk an Kroatien – alles mitbringen musst.
Ich suche daher immer zuerst nach Bioläden, weil die in der Regel auch
glutenfreie Produkte führen und dann nach großen Supermarktketten. Damit bin
ich z.B. in Frankreich sehr gut gefahren.
Dann ist es wichtig
im Kopf zu haben, dass die Küche der Ferienwohnung voll ist von Quellen der
Kreuzkontamination. Zumindest ein glutenfreies Schneidebrett habe ich daher in
diesem Fall immer dabei, reisen wir mit dem Auto an, kommt auch zwingend mein
glutenfreier Toaster mit.
Toastbeutel können
eine Alternative sein, die Du einpacken solltest, denn die meisten glutenfreien
Brote müssen aufgebacken werden, damit sie genießbar sind.
Grundsätzlich gilt:
lieber selbst nach Ankunft noch einmal alle Oberflächen der Küche reinigen, um
sicher zu gehen, dass Du nicht krank wirst.
Zusätzlich solltest
Du Dich über das gastronomische Angebot vor Ort informieren, wenn Du nicht
jeden Tag kochen möchtest.
Auch für die Ferienwohnung gilt: Nimm Dir jetzt in
der Planungsphase die Zeit, mögliche Ausflugsziele zu prüfen und stell Dir nach
Möglichkeit schon mal eine grobe Liste zusammen mit Adressen. Du möchtest nicht
abends hungrig durch eine Stadt irren, die Du nicht kennst und nach Essbarem
suchen.
Vor der Reise
Glückwunsch, Du hast
es geschafft, ein Urlaubsziel ist ausgesucht und eine Unterkunft gebucht, der
Vorfreude steht nichts mehr im Wege!
Etwa 4-2 Wochen vor
Reiseantritt schaufele ich mir noch einmal Zeit frei, um Folgendes zu tun:
Wenn wir im Hotel
übernachten, frage ich dort noch einmal nach, ob die glutenfreie Reservierung
hinterlegt ist. Ja, das nervt manche Mitarbeiter, aber ich gehe sonst hungrig
ins Bett oder werde krank, also müssen wir da alle durch.
Ich stelle eine Liste
mit möglichen Restaurants zusammen. Das mache ich final erst so kurz vor
Reiseantritt, weil ich dann ziemlich sicher gehen kann, dass das ausgesuchte
Restaurant noch existiert und auch keinen Urlaub hat, wenn ich dort bin.
Vor Ort können sich
vielleicht ganz andere Restaurants finden, die uns viel besser gefallen, aber
diese Liste ist meine Fallback-Lösung und hat uns schon so manches Mal gut
geholfen.
Planst Du eine
Städtereise, dann markiere, bzw. sortiere Dir die Restaurants nach Stadtteilen,
das macht es dann sehr einfach, spontan etwas zu finden.
Daneben stelle ich
eine Liste mit den für mich wichtigen Wörtern – glutenfrei, vegetarisch,
Weizen, Mehl, Stärke usw. – in der Landessprache des Urlaubszieles zusammen. In
Ländern mit romanischen Sprachen brauche ich das nicht unbedingt, aber wer weiß
schon, was glutenfrei auf, sagen wir, Ungarisch heißt?
Eben!
Diese Liste drucke
ich mir aus und hab sie immer dabei, im Notfall ist so etwas im Restaurant
extrem hilfreich.
Vorlagen zu solchen
Listen, bzw. Zusammenstellungen in verschiedenen Sprachen findest Du auch auf
den Seiten der Deutschen Zöliakiegesellschaft.
Bei Reisen, die das
Mitnehmen von Proviant erfordern, bestelle ich jetzt, was ich brauche, damit
ich auch bei verzögerten Lieferzeiten keine Probleme bekomme.
Haben wir einen
längeren Flug gebucht, wird die Fluggesellschaft kontaktiert, zudem mache ich
mir ein paar Gedanken darüber, was ich während der Reise essen kann, wenn es
keine glutenfreie Option an Board gibt. Hast Du eine Reise mit längerem
Zwischenstopp, schau auf der Homepage des Flughafens nach, ob Du dort etwas
essen kannst, ansonsten musst Du auch diese Zeit mit Mitgenommenem überbrücken.
Vor Ort
Sind wir im Hotel,
mache ich beim Einchecken noch einmal darauf aufmerksam, dass ich glutenfreies
Essen benötige. Du möchtest gar nicht wissen, wie oft ich an dieser Stelle in
große Augen geschaut habe, obwohl das Ganze vorher ja schon zwei Mal
kommuniziert wurde...also bloß keine Angst davor haben, jemanden zu nerven. DU
bist der Gast und DIR soll es gut gehen!
Kommen wir in einer
Ferienwohnung an, checke ich dort zunächst die Küche und mache mir eine
Einkaufsliste, die bei Bedarf auch Putzzeug beinhaltet, dann geht es auf zum nächsten
großen Supermarkt und evtl. auch zum Bioladen.
Bei jedem Spaziergang
durch den Ort – wenn Du denn Urlaub in einem Ort machst und nicht außerhalb –
schauen wir immer mal wieder nach den Speisekarten der Restaurants und fragen
auch schon mal den einen oder anderen Kellner gezielt, ob es vegetarische,
glutenfreie Gericht gibt. Häufig lautet die Antwort nein, aber man könne etwas
für mich zubereiten, in dem Fall reservieren wir dann oft sofort. Auf diese
Weise kann sich die Küche auf mich vorbereiten und ich weiß, dass ich etwas
Leckeres bekomme. Fair für beide Seiten, finde ich.
Grundsätzlich machen
wir bei jeder Reservierung im Restaurant darauf aufmerksam, dass ich dieses
spezielle Essen benötige und in aller Regel ist der Koch froh, wenn er vorgewarnt
wird.
Worauf wir bei jeder
Tour ebenfalls – schon unterbewusst - achten, das ist das Glutenfrei-Zeichen,
die durchgestrichene Ähre. Besonders in Italien haben wir dieses Zeichen als
Aufkleber im Fenster oder als kleine Fahne vor dem Eingang schon häufig
entdeckt und dann wieder eine Anlaufstelle gefunden.
Und wenn Dir nichts
davon begegnet? Keine Ähre, keine hilfreichen Kellner, kein freundlicher Koch,
kein gar nichts?
Nun, dann hab ich
noch ein paar Tipps für Dich:
1. Salat geht immer
...und zwar ohne
Dressing! Lass Dir lieber Essig und Öl geben, fertige Dressings haben ganz oft
modifizierte Stärke zugesetzt und die kann krank machen. Weise außerdem darauf
hin, dass Du auf gar keinen Fall Croutons oder Brot zum Salat möchtest, beides
wird oft darauf gelegt und sag ruhig, dass Du davon krank wirst. Dann weiß
jeder, dass Du nicht gerade eine lustige Diät machst und Deine Wünsche werden
ernst genommen.
2. Indisch geht immer
Anders als die
meisten anderen asiatischen Küchen kommt die Indische ohne Sojasauce als
Allheilmittel aus und ist damit vielfach glutenfrei. Sichtest Du ein indisches
Restaurant, kannst Du, sofern Du diese Küche magst, recht problemlos hingehen.
Natürlich solltest Du auf Brot verzichten, aber das muss ich Dir nicht sagen.
3. Beilagen
kombinieren
Das ist ein Trick,
den ich mir angewöhnt habe, gibt es nichts Kompatibles auf der Karte, frage ich
einfach nach Beilagenkartoffeln oder Reis und dazu nach Gemüse. Das klappt
erfreulich oft, aber Achtung: Bratkartoffeln werden schon mal mit etwas Mehl
knuspriger gemacht, frag also in dem Fall unbedingt nach!
4. Umbauen, umbauen,
umbauen
Und damit meine ich
Gerichte, die schon auf der Karte stehen. Wie oft schon habe ich darum gebeten,
mir ein Risotto ohne Fisch oder Fleisch zu servieren (Vorsicht! Unbedingt
nachfragen, ob das Risotto glutenfrei ist, leider verwenden viele Küchen
gekörnte Brühe mit modifizierter Stärke!) oder habe Komponenten aus
verschiedenen Gerichten zusammengestellt wie beispielsweise Polenta und
Ratatouillegemüse. Meistens ist das kein Problem.
TOP TIPP: Oft fragen
der Lieblingsmensch und ich gleich beim Betreten des Restaurants, ob es möglich
ist, etwas für mich abzuwandeln. Reagiert der Kellner genervt oder
unfreundlich, wechseln wir, wenn möglich, das Lokal.
Und sonst noch?
Dieser Post liest
sich vielleicht anders, aber mein wichtigster Tipp ist es, sich nicht verrückt
zu machen und verbissen zu versuchen, alles perfekt zu planen. Ich bin noch nie
verhungert, es hat sich noch immer eine Lösung finden lassen und mit diesem
Wissen im Hinterkopf reist es sich viel entspannter.
Gute Vorbereitung
hilft, gar keine Frage, aber wenn das recherchierte Restaurant vor Ort dann
doch geschlossen hat, ist das kein Weltuntergang.
Und für die kleinen
Hungerhänger habe ich meine Notcracker dabei, die nicht viel Platz in der
Handtasche wegnehmen und den übelsten Hunger stillen. So können wir uns dann
wieder ganz in Ruhe nach einem schönen Ort für die nächste Mahlzeit umsehen.
Lass Dir den Spaß am Reisen nicht nehmen, nur, weil das Ganze ein wenig mehr Vorbereitung erfordert - es lohnt sich!
Und jetzt
interessiert mich nur noch, was Deine Reisepläne für dieses Jahr sind?
Liebst,
Sabine