...mit
Dingen, die ich auf Kommando fühlen soll. Und so bin ich weder ein großer Fan
von Karneval noch vom Valentinstag. Und dieses Jahr gibt es nicht einmal eine
Verschnaufpause zwischen Beidem.
Karneval,
das ist Fröhlichkeit auf Bestellung, auf Knopfdruck soll ich gut drauf sein und
wenn ich es nicht schaffe, hilft im Zweifel viel Alkohol.
Versteh
mich nicht falsch.
Ich
hab das alles mitgemacht.
Als
Kind war ich sogar Funkemariechen. (Ja, es gibt Bilder von der kleinen, dezent
pummeligen Sabine in Gardeuniform – und nein, die Bilder bleiben hübsch im
Schrank. Ganz tief unten.) Ich fand es toll, ich mochte die Verkleidung, ich
mochte es, zu tanzen, ich mochte die Uniform (rot und weiß, die Farben stehen
mir aber auch gut ;-)!).
Was
ich damals schon nicht mochte, das war die aufgesetzte Fröhlichkeit, die mir
vielerorts entgegen geschlagen ist, weniger im Straßenkarneval (wenn Du im Zug
mitgehst, bist Du gut beschäftigt), als vielmehr im Sitzungskarneval. Viele
Menschen in einem Raum, davon hatte sicherlich gerade einmal die Hälfte
wirklichen Spaß. Viel Alkohol. Viele Bützchen (für alle Nichtrheinischen:
Küsschen), auch für uns kleine Mädchen, das war der Teil, den ich am wenigsten
mochte.
Irgendwann
wurde ich dann älter, ich bin nicht mehr zu den Proben der Tanzgarde gegangen,
ich war kein Teil des Umzugs mehr und Karneval, das wurde eine ferne
Kindheitserinnerung. Auch und gerade, weil es irgendwann nur noch um eins ging
– wer in kürzester Zeit am meisten Alkohol getrunken hat.
Ich
gestehe, ich mag kein Bier.
Jetzt
ist es raus.
Damit
konnte ich aber auch mit dieser Veranstaltung, die eigentlich nur mit viel Bier
in Blutbahn und Leber lustig ist, immer weniger anfangen.
Ja,
es gibt Menschen, die haben einfach so enorm viel Spaß am Karneval. Das ist
toll. Ich bewundere jeden, der es schafft, pünktlich zum Sessionsbeginn, zu
Altweiber und Rosenmontag wie angeknipst gute Laune zu haben. Echt, das ist
super.
Ich
kann es nur nicht.
Ich
bin furchtbar mies darin, ‚auf Bestellung’ diese oder jene Laune zu haben, froh
zu sein, weil es erwartet wird, glücklich zu sein, weil ich es zu sein habe –
oder auch romantisch gestimmt zu sein, nur, weil der Kalender ein bestimmtes
Datum anzeigt.
Womit
wir beim zweiten Tagesordnungspunkt wären, dem Valentinstag.
Puh,
wo fang ich da an...
Meine
Mutter hat es einmal sehr schön auf den Punkt gebracht: „Wenn sich jemand das
ganze Jahr über seinem Partner gegenüber gleichgültig benimmt, dann braucht er
auch nicht am Valentinstag romantisch zu werden. Und wenn sich jemand das ganze
Jahr über romantisch und dem Partner zugewandt verhält – dann braucht er den
Valentinstag auch nicht.“
Sehr
treffend, wie ich finde und das bringt mich zu der Frage:
WER
braucht den Valentinstag überhaupt?
Klar,
der Einzelhandel, der Blumenhandel, die Schmuck- und Schokoladenindustrie.
Aber
habe ich DIE so lieb, dass ich für den Lieblingsmenschen Schmuck, Blumen oder
Schokolade kaufe, die der gar nicht braucht?
Eben.
Hab
ich nicht.
Ich
hab den Lieblingsmenschen lieb - und das sag ich ihm auch, gern täglich und
völlig unabhängig davon, welches Datum wir grad schreiben. Wie traurig wäre das
denn, wenn ich ihm nur zum Hochzeitstag, Geburtstag und eben dem Valentinstag
sagen und zeigen würde, was er mir bedeutet?
Natürlich,
man kann den Tag dazu nutzen, um noch einmal extra-romantisch zu sein, um dem
Lieblingsmenschen noch einmal ganz deutlich zu zeigen, was er einem bedeutet.
Mit Schleifchen drum, sozusagen.
Das
machen wir auch. Aber ist es echt nötig, sich daran erinnern zu lassen? Vom
Kalender? Und muss ich das gleichsam im Schwarm machen, mit allen anderen
zusammen, die auch just an dem Tag ihre Schleifchen um die Liebe binden?
Muss
ich nicht.
Sicher,
auch hier gibt es diejenigen unter uns, die den Valentinstag wunderbar finden,
die sich gern beschenken lassen (OK, wer mag das nicht ;-)?), die die Idee
eines eigenen Feiertags nur für die Liebenden unendlich romantisch finden.
Toll, wenn es Dir so geht, genieß es.
Was
ist jetzt aber mit all denen, die keinen Lieblingsmenschen neben sich haben?
Die Single sind und das nicht wirklich toll finden? Die suchen, aber eben noch
ein bisschen auf den Lieblingsmenschen warten müssen?
Oder
die, die Single sind und das durchaus genießen, die gern mit sich selbst allein
sind, die die Vorzüge eines absolut unabhängigen Lebens schätzen? Und denen am
Valentinstag von jeder Werbetafel, aus jedem Geschäft, von jeder Litfaßsäule
entgegenschlägt, dass ihr Lebensentwurf nichts taugt, weil man nur mit einem
anderen Menschen an der eigenen Seite glücklich und erfüllt und zufrieden und
glücklich sein kann?
Das
ist nicht romantisch, das ist grausam. (Und, spitz gesagt, vielleicht eine doppelt
tolle Situation für die Schokoladenhersteller – es kommen ja noch viele
Frustkäufe dazu...nur mal so überlegt...)
Und
was machen wir jetzt damit? Können wir irgendetwas ändern, außer, den
Valentinstag zu ignorieren?
Liebes,
wir können.
Ich
bin dafür, dass wir aus jedem Tag unseres Lebens einen Tag für die Liebe
machen.
Dass
wir jeden Tag Liebe in unser Leben bringen, lieben, wer und was und wie wir
sind und das ganz ohne kommerziellen Schnickschnack.
Lieben,
was wir tun – und tun, was wir lieben.
Lernen,
das eigene Spiegelbild zu lieben, erkennen, wie toll wir sind.
Wie
genial wäre das denn, wenn wir uns jeden Tag nur einen kleinen Moment lang
vergegenwärtigen würden, wie liebenswert wir selber sind? Wie viel Glück wir
haben mit all den liebenswerten Menschen um uns herum? Wie viel Liebe
eigentlich um uns herum schwirrt und uns jederzeit einhüllt? Wie sehr wir
selbst von anderen geliebt werden?
Das
wäre unbeschreiblich toll.
Das
würde spontan zu deutlich besserer Stimmung führen.
Das
würde in jedem von uns ein kleines Licht anknipsen und uns von innen heraus strahlen
lassen, ganz ohne Kalenderdatum. Ganz ohne Schmuck und Blumen und Schokolade.
Dumm
für die Industrie, dumm für den Einzelhandel – aber grandios gut für Dich.
Für
mich.
Für
all die lieben Menschen um uns herum.
Bist
Du dabei?
Liebst,
Sabine