Jedes
Jahr das Gleiche.
Ich
wohne in der Nähe eines Waldes, an einer beliebten Joggingstrecke. Jedes Jahr
im Januar erhöht sich die Zahl der Menschen, die sich schnaufend am Haus vorbei
quälen schlagartig.
Ich
kann immer genau sagen, wer der untrainierte Joggingneuling ist und wer der
erfahrene Läufer. Du siehst es am Laufstil, an der (viel zu schnellen)
Geschwindigkeit, an den blitzend neuen Sportklamotten.
Und
jetzt, im Februar?
Naja,
das ist auch wie in jedem Jahr.
Sie
sind weg, die neuen Jogger, wie vom Erdboden verschluckt.
Ich
habe mich gefragt, ob sie nur nicht mehr auffallen, weil sie ökonomischer
laufen, dem eigenen Können angepasster, weil die Kleidung nicht mehr neu ist?
Mitnichten.
Sie
sind einfach weg, haben sich wieder auf ihre kuscheligen Sofas zurückgezogen,
haben festgestellt, dass Joggen doch nicht der richtige Sport für sie ist, dass
das Wetter schmuddelig ist und viel zu kalt für Sport, dass es ja schon Februar
ist und der gemeine Neujahrsvorsatz damit sein Haltbarkeitsdatum überschritten
hat.
Richtig.
Neujahrwünsche
halten, das ist jedenfalls meine ganz eigene Beobachtung, längstens 4 Wochen.
Du
glaubst mir nicht?
Werfen
wir einen kurzen Blick in mein Trainingsstudio.
Ja,
da ist es nie leer.
Und
ja, da gibt es immer wieder neue Leutchen.
Aber
auch ja – da gibt es im Januar einen rasanten Anstieg von Neulingen, die zum
1., 2., 3. Training noch brav kommen – und die dann verschwinden. Die den
Vertrag doch nicht unterschreiben. Die ihn für ihr gutes Gewissen
unterschreiben (Denn wenn man für etwas zahlt, dann bekommt man ja automatisch
etwas dafür, nicht?). Die...keine Ahnung, erst einmal neue Sportklamotten
kaufen müssen?
Ich
gebe offen zu, ich bin nicht die Expertin für Neujahrvorsätze.
Ich mache schlicht
keine.
Dafür entscheide ich, was ich im alten Jahr zurücklassen möchte, welchen
Ballast, welche schlechten Eigenschaften ich also nicht mitnehmen möchte in das
neue Jahr. Da ist kein Unterschied zu den Vorsätzen? Doch, Liebes, da ist ein
gewaltiger Unterschied.
Ich
nehme mir nichts vor, ich lasse zurück.
Ich
mache es mir selbst leichter, neue Dinge anzugehen, ohne diese ‚Dinge’
irgendwie zu benennen. Oder sie zu kennen. Ich lasse das neue Jahr auf mich
zukommen und wenn mich etwas stört, dann ändere ich es. Wann immer es mir
auffällt. Wann immer es sich richtig anfühlt, es zu ändern.
Hast
Du das auch schon einmal erlebt?
Dich
stört etwas grundsätzlich in Deinem Leben, eine Angewohnheit, eine Eigenschaft,
ein Zustand, ein was-auch-immer und auf einmal, da ist der Moment da, in dem Du
WEISST, dass sich das jetzt ändern wird. Weil es sich richtig anfühlt. Weil Du
gar nicht mehr anders kannst. Du beschließt nicht, es irgendwann zu ändern,
sondern der Moment der Veränderung ist JETZT. Du könntest diese Änderung gar
nicht bis zum Tag X verschieben, auf ein Datum, eine Gelegenheit warten, weil
der richtige Moment da ist.
Du
kennst das?
Ja?
Nein?
Wenn
Deine Antwort ‚Ja’ lautet, nun, dann weißt Du bereits, dass eine Änderung, die
ab einem bestimmten Datum eintreten soll, ziemlich unwahrscheinlich ist, nicht?
Deine
Antwort ist ‚Nein’? Dann, Liebes, hast Du etwas verpasst. Macht nichts, das
kommt noch.
Um
mich herum habe ich viele Menschen, die genau das brauchen, das Warten auf den
Tag X.
‚Ab
dem neuen Jahr esse ich keine Süßigkeiten mehr – dafür jetzt aber umso mehr,
schließlich darf ich dann nicht mehr.’
Kein
Scherz, das habe ich im Dezember erlebt. Sprach’s und nahm noch einmal locker 1
½ kg zu, die dann ab dem Januar zusätzlich abgenommen werden sollten. (Muss ich
erwähnen, dass das Haltbarkeitsdatum dieses Vorsatzes bereits überschritten und
der Vorsatz in die Mülltonne gewandert ist? Nein, bestimmt nicht.)
‚Ab
nächstem Monat werde ich nicht mehr rauchen – jetzt gleich aufzuhören wäre
verrückt, ich hab schließlich noch zwei Päckchen Zigaretten hier!’
Ja,
Du ahnst es, das hat auch nicht geklappt.
‚Ab
nächstem Jahr werde ich gesünder essen, mehr trinken und mehr Sport treiben.’
Ja...sicher.
Netterweise sind diese Vorsätze schon so schwammig formuliert, dass man sich
sicher bis in den März hinein einreden kann, man würde sich dran halten ;-).
Bist
Du auch so?
Du
möchtest ja etwas ändern aber eben nicht gleich, lieber noch ein bisschen
warten, man muss es ja nicht übertreiben... Das wird nicht klappen. So ungern
ich es Dir sage, aber das wird nichts. Auf diese Weise schaffen es nur die
aller-, aller-, ALLERwenigsten Menschen, grundlegende und langfristige
Änderungen in ihr Leben zu bringen.
Wieso?
Weil
Du, wenn Du es so angehst, innerlich einfach noch nicht bereit bist für diese
Veränderung. Weil es Dich nicht drängt, SOFORT etwas zu ändern. Weil es das
berühmte ‚Klick’ im Kopf noch nicht gegeben hat.
Der
beste Moment, etwas in Deinem Leben zu ändern, der ist JETZT. Ja, genau jetzt,
wo Du vor irgend einem Bildschirm sitzt und diesen Post liest.
Etwas
zu ändern im Leben, das heißt, sich in jedem Moment anders zu entscheiden, als
man es bisher getan hat. Als ich es getan habe, als Du es getan hast.
Das
ist anstrengend, zumindest am Anfang. Es lohnt sich aber, glaub mir und es wird sehr schnell sehr viel leichter.
Oh
und es ist sehr hilfreich, sich bewusst zu machen, dass es sowieso nur einen
einzigen Moment in unserem Leben gibt, den wir ändern müssen, überhaupt ändern
können.
Das
ist JETZT.
Über
das, was bereits passiert ist, habe ich keine Macht. Ich kann das nicht mehr
beeinflussen, ich kann mich nicht anders entscheiden.
Das,
was passieren wird, kann ich auch nicht bestimmen. Ja, ich kann einige Weichen
stellen, aber es ist im Grunde nicht meine Entscheidung.
Ich
muss mir also keine Gedanken darum machen, was war und was sein wird. Ich kann
mich auf diesen Moment jetzt konzentrieren. Ich muss keine weltbewegenden riesigen
Veränderungen stemmen, ich kann mich auf die kurze Zeitspanne konzentrieren,
die ich tatsächlich ändern kann.
Also,
um beim Beispiel der Süßigkeiten zu bleiben, ich kann nicht ändern, dass ich gestern
Abend eine Tafel Schokolade gegessen hab. (Nur als Beispiel, so viel auf einmal
schaff ich zum Glück nicht ;-).)
Ob
ich morgen eine Tafel essen werde, naja, da kann ich mir alles mögliche vornehmen,
aber ich weiß es schlicht nicht.
Ich
kann allerdings beeinflussen, dass ich JETZT keine Schokolade esse.
Wenn
Du Dir das zu Herzen nimmst, dass Du immer nur dieses kurze, überschaubare
Jetzt änderst, dann ist es auf einmal ganz leicht.
Du
musst Dein Leben nicht völlig umkrempeln, Du musst Dich nur jetzt im Moment
anders entscheiden. Das ist keine riesige Aufgabe, das geht.
Jetzt
keine Schokolade essen.
Jetzt
ein großes Glas Wasser trinken.
Jetzt
den Keks aus der Hand legen und statt dessen nach dem Apfel greifen. Oder doch
wieder nach dem Keks, das dann aber bewusst.
Jetzt
die Laufschuhe anziehen und eine Runde joggen. Nein, nicht über das Wetter
nachdenken oder über die Krimiserie, die Du lieber sehen würdest. Raus mit Dir!
Jetzt
die Zigarette weglegen.
Jetzt...Du
hast das Prinzip verstanden ;-).
All
die kleinen Jetzt-Momente, die Entscheidungen, reihen sich zu einer Schnur
aneinander und am Ende...TADAAA! Einen Tusch! Hast Du es geschafft. Du hast etwas
geändert. Du hast eine ganze Weile keine Süßigkeiten gegessen. Und wenn Du es
einen ganzen Tag lang geschafft hast, das ist doch TOLL!!
Das
ist ein Anfang und morgen kannst Du Dich dann wieder entscheiden. Immer nur in
dem klitzekleinen Jetzt.
Also...wenn
Du etwas ändern willst, dann warte nicht auf irgend einen Zeitpunkt. Wenn Du etwas ändern willst, wirklich
ändern willst, dann tu es JETZT. Ändere das, was Du ändern kannst in dem
einzigen Moment, in dem Du etwas ändern kannst. Konzentrier Dich auf all die
kleinen Jetzt-Einheiten, geh jeden Schritt der Veränderung bewusst und sei
stolz auf Dich! Mach Dich nicht fertig, wenn Du einmal keinen Schritt vorwärts
gehst, Du kannst Dich schon im nächsten Moment wieder neu entscheiden ;-).
Und
jetzt? Was machst Du? Rein in die Sportklamotten oder müssen die bis nächsten
Januar auf Dich warten ;-)?
Sei
mutig. JETZT.
Liebst,
Sabine