Der Lieblingsmensch
und ich waren Ende April für 10 Tage in Andalusien und diese Reise war eine
unserer schönsten. Ich kenne diesen südlichsten Landstrich Spaniens schon seit
meiner Kindheit und die Gegend hat für mich von ihrem Zauber nichts verloren.
Eine Premiere dagegen
war diese Reise für den Lieblingsmenschen, der das spanische Festland noch
nicht wirklich kannte. Unser Ferienprogramm haben wir dann auch wild
zusammengestellt, es gab Orte, die ich ihm unbedingt zeigen musste (Granada und
die Alhambra) und Orte, die wir gemeinsam neu entdeckt haben. So konnte ich endlich, endlich Córdoba und
die Mezquita sehen und wir haben uns auf gemacht ins Hinterland. Das habe ich
vor vielen Jahren schon besucht, aber im Frühjahr hat Andalusien einen ganz
anderen Charme als im Sommer oder Herbst. Die Sierra blüht und wo später im
Jahr alle nur denkbaren Braun- und Rottöne dominieren, herrscht um diese
Jahreszeit saftiges Grün.
Unsere kleine
Rundfahrt in die Natur haben wir mit Besuchen der Pueblos Blancos, der weißen
Dörfer, verbunden. Das bekannteste dieser Dörfer ist Ronda, das wir aber links
liegen gelassen haben. Diverse Touristenbusse schon am Ortseingang haben uns in
unserer Einschätzung bestätigt, dass es manchmal besser ist, etwas weitere
Strecken zu fahren und dafür etwas Ursprünglicheres zu finden.
Von Marbella, wo wir
im Hotel waren, ging es also an Ronda vorbei in Richtung Sierra de Grazalema,
dem ersten Naturpark Andalusiens. Dort liegen verstreut die Dörfer, die wir
besucht oder auch nur gestreift haben, dort ist aber vor allem eines zu sehen:
atemberaubende Natur, so weit das Auge reicht.
Die Region ist
hügelig und jedes Tal, jedes Hochplateau ist landschaftlich ganz anders. Also,
wirklich anders. Wir sind an diesem einen Tag durch Korkeichenhaine gefahren,
wir haben urwüchsigen Wald gesehen, der schwer an einen europäischen Dschungel
erinnert hat, wir haben blühende Wiesen und mohnbetupfte Berghänge gesehen,
atemberaubende Aussichten genossen.
Es gab Täler, in denen Schafe weiden (und
auch einfach mal nach einer Kurve mitten auf der Straße stehen), in anderen
sind Ziegen über Steinbrocken gesprungen oder standen mitten auf der Straße. Manchmal auch Beides.
Die Straße ist
zugegeben eher einfach, geteert, aber sehr schmal und Du solltest ein sicherer
Autofahrer sein für unsere Tour. Belohnt wirst Du auf jeden Fall!
Wir haben die
Autobahn kurz nach Ronda verlassen und uns in Richtung Zahara de la Sierra aufgemacht,
dem ersten Pueblo Blanco, das wir besuchen wollten. Diese Dörfer sind
entstanden, weil die Bewohner sich im Hinterland sicherer fühlten, als an der
Küste. Gemeinsam ist den Pueblos, dass die Häuser weiß gekalkt sind
und wie kleine Adlerhorste auf Bergen kleben. Die Straßen in vielen der Dörfer
sind entsprechend steil, mit etwas Hilfe habe aber selbst ich mit der Krücke
das gut hinbekommen. Mit einem Kinderwagen sollte das auch kein Problem sein,
einzig mit Rollstuhl oder Rollator wäre ich vorsichtig.
Aber züruck nach
Zahara de la Sierra, was so viel wie ‚Blume der Sierra’ bedeutet. Über dem Dorf
thront die Ruine einer Burg aus der Zeit der arabischen Herrschaft und Du
kannst dort hinauf gehen. Ich habe das nicht geschafft, zum Glück hat aber auch
schon die Fahrt hinauf zum Dorf schönste Ausblicke gewährt.
Das Dorf selbst ist
hübsch und sehr ruhig, es waren außer uns nur wenige (Fahrrad)Touristen dort.
Denkst Du also über einen aktiven Urlaub nach, dann kann ich Dir diese Region
sehr ans Herz legen!
Die barocke
Dorfkirche war leider geschlossen, als wir (über Mittag) Zahara besucht haben,
dafür haben wir uns in der sehr einfachen Tapasbar vor Ort das Mittagessen
schmecken lassen und selbst ich habe etwas glutenfreies gefunden.
Wir sind noch ein
bisschen durch die Gassen geschlendert und haben uns dann aufgemacht in
Richtung Grazalema.
Für die wenigen Kilometer
Fahrt solltest Du 30-40 Minuten einplanen, denn die Straße wird nun sehr
schmal, vor allem aber werden die Ausblicke spektakulär. Das Tal, durch das es
nun geht, steht in dem Ruf, die regenreichste Region Spaniens zu sein und genau
so sieht die Natur auch aus. Wild, urwüchsig und sehr, sehr üppig.
Vom Auto aus war es
so schwer, Bilder zu machen, die dieser Schönheit gerecht werden könnten, leg
also die Kamera weg und genieß das Ganze in vollen Zügen.
Bei Grazalema
angekommen, hat uns ein Wolkenbruch erwartet und wir sind gleich weiter
gefahren in Richtung Villaluenga del Rosario, einem, wie der Name schon
verrät, lang gezogenen Dorf, das sich aber als äußerst verschlafen entpuppt
hat. Unseren ersehnten Kaffee konnten wir hier nicht bekommen, dafür war der
Weg zum Dorf sehr schön und mit Nadelbäumen gesäumt und das Wetter hat mit seinen dramatischen Wolken perfekt zur dramatischen Landschaft gepasst.
Über Benaocaz,
mittlerweile waren wir die einzigen Touristen weit und breit, ging es nach
Ubrique, unserer letzten Station. Kurz bevor Du den Ort erreichst, siehst Du
Hinweisschilder auf die römische Vorgängersiedling Ocuri, ob die besichtigt
werden kann, weiß ich leider nicht, denn uns verfolgten die Regenwolken recht
hartnäckig.
Ubrique selbst ist
eher funktional und kein weißes Dorf, dafür aber bekannt für Lederwaren und
tatsächlich gibt es viele Geschäfte, die Gürtel, Taschen und Co. führen.
Uns hat der Ort nicht
so sehr angesprochen, vielleicht waren wir auch einfach nur so berührt von der
wilden Landschaft, jedenfalls sind wir schnell wieder aufgebrochen in die
Tiefen der Sierra de Grazalema. Zwischen Korkeichenwäldern und durch
Ziegenherden haben wir uns gemütlich auf den Rückweg in Richtung Ronda gemacht,
wo es auf die Autobahn und dann nach Marbella ging.
Die Pueblos Blancos?
Waren an diesem Tag und auf dieser Tour nur Nebendarsteller, die sich hübsch in
die grandiose Landschaft eingefügt haben. Suchst Du Ruhe, magst Du die Natur
und kannst Du Dich kaum daran satt sehen, wie schön unsere Erde an einigen
Flecken doch ist, dann ist unsere Tagestour goldrichtig für Dich und dann kann ich
Dir die Sierra in Grazalema nur sehr warm empfehlen.
Wir sind an dem Tag
auch einigen Wanderern begegnet, diese Landschaft lässt sich also problemlos
auch zu Fuß erkunden und genießen.
Und ob Esel, Schaf,
Ziege oder Gänsegeier – alleine bist Du auch dort nicht.
Ich bin jedenfalls
sehr froh, dass wir uns an diesem Ausflugstag gegen unsere ursprünglichen Pläne
und für einen Abstecher in die Sierra de Grazalema entschieden haben und bin
mir sicher – wir kommen wieder!
Was hast Du neu
entdeckt?
Liebst,
Sabine