Am
Freitagabend habe ich zwischen durchfroren heim kommen und Badewanne noch
schnell nach neuen Posts in einigen meiner liebsten Blogs geschaut und bin HIER über den Artikel von Stef über die Schönheit gestolpert.
Und
war betroffen.
Stef
führt einen entzückenden wie inspirierenden Blog, sie bringt neben vielem
Anderen immer wieder kleine Strecken über die Mode, die sie mag, sie ist eine
wirklich hübsche Frau – und am Freitag muss ich von ihren Selbstzweifeln, was
ihr Äußeres betrifft, lesen, wie unsicher sie früher war und immer noch mal
ist, auch und gerade, wenn sie sich mit anderen Frauen vergleicht.
Ich
muss zugeben, dass mich selten ein Blogpost so berührt hat und ich habe in den
letzten Tagen immer wieder darüber nachgedacht.
Wieso
sind wir so unsicher, was uns selbst betrifft?
Wieso
haben so viele Frauen einen so schrecklichen Spaß daran, sich selbst klein zu
reden? Geht es Männern auch so?
Wieso
empfinden wir so schnell einen anderen Menschen als arrogant, nur, weil er/sie
gerade KEINE Komplexe hat, was das Aussehen angeht? Verwechseln wir
Selbstbewusstsein mit Arroganz? Und wieso, wieso, WIESO??
Gestern
morgen haben wir uns mit Freunden zum Frühstücken getroffen (dazu vielleicht
ein anderes Mal mehr unter ‚Unterwegs in München’). Die Rede kam auf unsere
Urlaubspläne dieses Jahr und eine Freundin erzählte, dass sie letztes Jahr in
einem Hotel war, in dem fast nur Kanadier wohnten, die wohl fast ausnahmslos
alle ziemlich übergewichtig gewesen seien. Der Kommentar der Freundin dazu
lautete: „Das war so schlimm, da war ich fast die Hotelschönheit!“...Pause,
dann, ganz erschrocken: „Also...nur was die Figur angeht, nicht vom Gesicht
her!“
HALLO?!
Da
habe ich dann beschlossen, diesen Post zu schreiben und vielleicht sogar eine
kleine Serie zu starten.
Nicht,
weil ich mich selbst für eine Schönheit halte, die allen anderen gute
Ratschläge geben kann, sondern, weil ich früher GANZ GENAU so war.
Schlimmer
eigentlich.
Ich
hatte gar keinen Bezug zu meinem Aussehen.
Wenn
ich Dir also heute ein bisschen was zu den Themen Aussehen, Schönheit, Stil und
Ausstrahlung schreibe, dann teile ich mit Dir meine Erfahrungen, was das
angeht. Ich könnte auch sagen, ich verrate Dir, was ich erst mühsam lernen und
mir zusammen suchen musste. Was Du daraus machst ist wie immer Deine Sache. Ich
hoffe, ich kann Dir wenigstens ein kleines Lächeln schenken.
Bin
ich schön?
Was
IST Schönheit eigentlich, was bedeutet es, schön zu sein?
Nimm
Dir mal einen kurzen Moment Zeit, um darüber nachzudenken.
Hast
Du’s?
Gut.
Und
jetzt versetz Dich in Deinen Nachbarn, Deine beste Freundin/besten Freund, in
wen auch immer, der Dir gerade einfällt.
Was
glaubst Du, würde diese Person die Frage genau so beantworten, wie Du?
Ja?
Nein?
Schönheit
ist, und das ist jetzt eigentlich eine Binsenweisheit, ich wollte es Dir aber
trotzdem noch einmal kurz ins Gedächtnis rufen, etwas ÄUSSERST Subjektives und
Individuelles. Jeder Mensch empfindet meiner Erfahrung nach etwas anderes als
schön. Jeder Mensch kann in etwas Anderem Schönheit finden.
Klar
gibt es Dinge und Personen, bei denen sich alle einig sind. Sonnenuntergänge
sind kitschig, aber schön, George Clooney ist ein schöner Mann. Ja, er ist
etwas alt, aber das tut hier nichts zur Sache ;-).
All
die retuschierten, getackerten Models sind auf eine gewisse Art schön – aber
was um alles in der Welt bringt uns dazu, uns mit ihnen zu vergleichen? Wieso
suchen wir alle nur noch diese EINE Art von Schönheit?
Das
ist ziemlich verrückt, nicht wahr?
Denk
mal darüber nach. Wenn jeder Mensch seine eigene Idee von Schönheit
hat....wieso dann müssen wir alle, musst Du, muss ich, muss der Nachbar von
schräg gegenüber, wieso müssen wir dann nur EINER einzigen Idee von Schönheit
genügen? Die dazu gar nicht mal unsere eigene ist?
Ja,
Models sind schön. Aber ist das Schönheitsideal, das sie verkörpern, wirklich
MEINE Idee von Schönheit, oder bin ich einfach nur so sehr an den Anblick
dieser vermeintlich perfekten Gesichter gewöhnt, dass ich sie als schön
empfinde und mich nicht?
Ist
es ECHT meine Idee von Schönheit, dass alle magerdünn sind? Oder ist es nicht
vielmehr so, dass unsere Sehgewohnheiten mittlerweile so sehr manipuliert sind,
dass wir alles, was ‚normal’ ist, als außerhalb der Norm empfinden?
MUSS
ich Modelmaße haben?
Denk
an Deine Lieben, an die Menschen in Deinem Umfeld. Ich bin mir sicher, Du
findest bei jedem einzelnen von ihnen etwas Schönes.
Du
stimmst mir zu?
Sehr
gut...und jetzt bitte ich Dich um einen kleinen Test.
Wenn
Du das nächste Mal unterwegs bist, ganz egal, ob Du im Bus sitzt, in der Bahn,
ob Du durch irgend eine Fußgängerzone läufst, beim Bäcker in der Schlange
stehst....wenn Du also irgendwo bist, wo Menschen sind, dann schau Dich um.
Schau Dir jeden dieser Menschen an und such etwas, das Du schön findest. Ich
mach das oft. Und weißt Du, was ganz erstaunlich ist? Ich finde etwas.
Eigentlich immer. (Ja, es kommt vor, dass ich länger suchen muss...aber irgend
etwas gibt es. Bestimmt.)
Der
Eine hat schöne Augen oder gepflegte Hände, schöne Haare, weiße Zähne, perfekt
geschwungene Augenbrauen, eine umwerfend schöne Stimme, eine schöne Art, sich
zu kleiden, ein schönes Lächeln,...Du merkst, worauf ich hinauswill. Es gibt an
JEDEM Menschen etwas, das schön ist.
Damit
sind wir irgendwie alle schön. Ja, das ist ein bisschen weit hergeleitet, aber
es stimmt. Ich bin absolut felsenfest davon überzeugt.
JEDER
Mensch hat etwas Schönes.
DU
hast etwas Schönes, etwas, dass DICH einzigartig macht.
Wieso
also stellst Du Dich vor den Spiegel und suchst nach vermeintlichen Fehlern und
Makeln? Wieso vergleichst Du Dich mit Anderen? Die Anderen sind nicht wie Du,
sie haben nicht Dein Lächeln, Deine Augen, Deine Art, in die Welt zu schauen.
Die hast nur DU.
Mir
ist schon oft etwas ganz Verrücktes aufgefallen – gerade unsere angeblichen
‚Makel’ sind es, die uns für andere interessant und schön machen. Frag mal in
Deinem Umfeld nach, was die Anderen an Dir mögen, was sie schön finden. Es
werden sicher Dinge dabei sein, die DU absolut schrecklich findest.
Du
glaubst mir nicht?
Meine
Haare, die kaum zu bändigen sind und jeden Tag etwas anderes machen, was alles,
was an Frisur erinnert, ausfallen lässt – werden geliebt.
Meine
Nase, die ich absolut schrecklich finde – wird geliebt.
(Meine
Schwester hat das gleiche Modell geerbt, Genetik kann fies sein...aber...auch
diese Nase wird geliebt ;-).)
Mein....ich
könnte jetzt fröhlich so weiter machen, aber Du ahnst, wohin das führt.
Was
immer ICH an mir nicht mag, es gibt sicher irgendwo einen Menschen, der genau
DAS an mir toll findet. Dem ich auffalle, gerade weil ich ICH bin und nicht
irgend ein perfektes Model (und ich bin mir sicher, dass Du auch diese Models
nach Dingen fragen kannst, die sie nicht an sich mögen – und jede Menge
Antworten erhalten wirst!).
So.
Durchatmen.
Und
was machst Du jetzt damit?
Fühlst
Du Dich nur deswegen besser?
Nun...vielleicht
ein klitzekleines Bisschen, ich würde mich sehr freuen...aber so richtig den
Durchbruch hat Dir das noch nicht gebracht. Ich bin sicher, Du sitzt noch immer
vor dem Bildschirm und denkst „Ja...aber wenn sie MEINE Nase....“.
Ich
bin mir sicher, auch DEINE Nase wird geliebt. Oder Deine komische linke
Augenbraue...oder was immer Du an Dir nicht magst.
„Die
hat leicht tippen, ich habe niemanden, der mich liebt...“
Das,
meine Liebe/mein Lieber stimmt so GAR nicht. Ich weiß, das klingt erst mal
nicht nach einem Trost, aber...Du hast DICH!
Du
hast den tollsten Menschen der Welt, der DICH liebt! Du kennst Dich, Du weißt
um Deine Stärken und Schwächen, Du kannst Dich voll und ganz auf DICH verlassen!
Du
bist da für Dich!
DU
solltest Dich schön finden, an allererster Stelle!
Du
solltest zumindest so tun als ob, denn wenn Dir das gelingt, wenn Du mit der
„Ich bin schön – gefälligst!“ – Einstellung in die Welt hinaus gehst, dann hast
Du etwas an Dir, das unsagbar schön ist. Das alle Leute in seinen Bann zieht.
In Deinen Bann, um genauer zu sein.
Dann
hast Du eine positive AUSSTRAHLUNG.
Hast
Du Dich mal gefragt, wieso mancher Mensch einen Raum betritt und sich sofort
alles um diese Person dreht?
Wieso
es Frauen und Männer gibt, die scheinbar mühelos Andere für sich gewinnen, die
interessieren?
Ja?
Ich
verrate es Dir. Das Geheimnis ist die Ausstrahlung.
Ja,
die kann man sich nicht von heute auf morgen antrainieren, sie muss aus dem
Inneren eines Menschen leuchten.
Das
stimmt.
Du
kannst aber jetzt und sofort anfangen, diese Ausstrahlung in Dein Leben
einzuladen und damit fortan auch in die Welt zu bringen.
Und
wie? Wie geht das, wie zaubert man sich Ausstrahlung in die Wangen?
Naja...fühl
Dich schön.
Ein
blöder Rat?
„Ich
muss mich schön fühlen, damit andere mich schön finden, damit ich mich selbst
als schön ansehen kann?!“
Öhm....ja.
So in etwa funktioniert es, so habe ich es gemacht.
Zuerst
war es eine gewisse Täuschung, jedenfalls hat es sich für mich so angefühlt.
Ich
wollte nicht auffallen, bin aber mit
zurück genommenen Schultern und gehobenem Kopf durch die Straßen gelaufen.
Ich
wollte eigentlich nicht gesehen
werden, habe aber andere angesehen, offen, freundlich.
Ich
wollte unauffällig-mausgraue Kleidung
tragen, praktisch wie unsichtbar, habe mich aber für Farbe entschieden.
Ich
wollte mich sofort wieder mit der
Frau da vorne links, genau, die mit dem kurzen Rock und den schönen
Beinen...also, mit der wollte ich mich vergleichen, habe mich aber statt dessen
auf mich konzentriert.
Darauf,
dass mein Blick offen blieb.
Dass
ich den Kopf nicht gesenkt habe.
Dass
ich ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Gerade so viel, dass ich auf
meinen Gegenüber unglaublich sympathisch wirken musste.
Darauf,
was ich an mir mag.
Im
Ernst, ich habe mich anfangs immer wieder daran erinnert, was ich an MIR schön
finde. Wenn Du gerade daran denkst, was schön ist an Dir, dann KANNST Du keine
traurige, verschlossene, negative Ausstrahlung haben. Oder Du bist sehr begabt
und ich bin es nicht ;-).
So,
ich glaube, das war genug für heute. Morgen reden wir darüber, wie Du Schönes
an Dir findest und wie Du mit vermeintlich nicht-so-Schönem gut umgehen kannst,
ja?
Und
bis dahin suchst Du, wenn Dir das leichter fällt als bei Dir selbst, noch ein
wenig die Schönheit in Anderen. Sie ist da.
Liebst,
Sabine