Montag, 28. Januar 2013

Die Sache mit der Schönheit


Am Freitagabend habe ich zwischen durchfroren heim kommen und Badewanne noch schnell nach neuen Posts in einigen meiner liebsten Blogs geschaut und bin HIER über den Artikel von Stef über die Schönheit gestolpert.
Und war betroffen.
Stef führt einen entzückenden wie inspirierenden Blog, sie bringt neben vielem Anderen immer wieder kleine Strecken über die Mode, die sie mag, sie ist eine wirklich hübsche Frau – und am Freitag muss ich von ihren Selbstzweifeln, was ihr Äußeres betrifft, lesen, wie unsicher sie früher war und immer noch mal ist, auch und gerade, wenn sie sich mit anderen Frauen vergleicht.
Ich muss zugeben, dass mich selten ein Blogpost so berührt hat und ich habe in den letzten Tagen immer wieder darüber nachgedacht.

Wieso sind wir so unsicher, was uns selbst betrifft?

Wieso haben so viele Frauen einen so schrecklichen Spaß daran, sich selbst klein zu reden? Geht es Männern auch so?

Wieso empfinden wir so schnell einen anderen Menschen als arrogant, nur, weil er/sie gerade KEINE Komplexe hat, was das Aussehen angeht? Verwechseln wir Selbstbewusstsein mit Arroganz? Und wieso, wieso, WIESO??

Gestern morgen haben wir uns mit Freunden zum Frühstücken getroffen (dazu vielleicht ein anderes Mal mehr unter ‚Unterwegs in München’). Die Rede kam auf unsere Urlaubspläne dieses Jahr und eine Freundin erzählte, dass sie letztes Jahr in einem Hotel war, in dem fast nur Kanadier wohnten, die wohl fast ausnahmslos alle ziemlich übergewichtig gewesen seien. Der Kommentar der Freundin dazu lautete: „Das war so schlimm, da war ich fast die Hotelschönheit!“...Pause, dann, ganz erschrocken: „Also...nur was die Figur angeht, nicht vom Gesicht her!“
HALLO?!

Da habe ich dann beschlossen, diesen Post zu schreiben und vielleicht sogar eine kleine Serie zu starten.
Nicht, weil ich mich selbst für eine Schönheit halte, die allen anderen gute Ratschläge geben kann, sondern, weil ich früher GANZ GENAU so war.
Schlimmer eigentlich.
Ich hatte gar keinen Bezug zu meinem Aussehen.
Wenn ich Dir also heute ein bisschen was zu den Themen Aussehen, Schönheit, Stil und Ausstrahlung schreibe, dann teile ich mit Dir meine Erfahrungen, was das angeht. Ich könnte auch sagen, ich verrate Dir, was ich erst mühsam lernen und mir zusammen suchen musste. Was Du daraus machst ist wie immer Deine Sache. Ich hoffe, ich kann Dir wenigstens ein kleines Lächeln schenken.


Bin ich schön?

Was IST Schönheit eigentlich, was bedeutet es, schön zu sein?

Nimm Dir mal einen kurzen Moment Zeit, um darüber nachzudenken.
Hast Du’s?
Gut.
Und jetzt versetz Dich in Deinen Nachbarn, Deine beste Freundin/besten Freund, in wen auch immer, der Dir gerade einfällt.
Was glaubst Du, würde diese Person die Frage genau so beantworten, wie Du?
Ja?
Nein?

Schönheit ist, und das ist jetzt eigentlich eine Binsenweisheit, ich wollte es Dir aber trotzdem noch einmal kurz ins Gedächtnis rufen, etwas ÄUSSERST Subjektives und Individuelles. Jeder Mensch empfindet meiner Erfahrung nach etwas anderes als schön. Jeder Mensch kann in etwas Anderem Schönheit finden.
Klar gibt es Dinge und Personen, bei denen sich alle einig sind. Sonnenuntergänge sind kitschig, aber schön, George Clooney ist ein schöner Mann. Ja, er ist etwas alt, aber das tut hier nichts zur Sache ;-).

All die retuschierten, getackerten Models sind auf eine gewisse Art schön – aber was um alles in der Welt bringt uns dazu, uns mit ihnen zu vergleichen? Wieso suchen wir alle nur noch diese EINE Art von Schönheit?

Das ist ziemlich verrückt, nicht wahr?
Denk mal darüber nach. Wenn jeder Mensch seine eigene Idee von Schönheit hat....wieso dann müssen wir alle, musst Du, muss ich, muss der Nachbar von schräg gegenüber, wieso müssen wir dann nur EINER einzigen Idee von Schönheit genügen? Die dazu gar nicht mal unsere eigene ist?
Ja, Models sind schön. Aber ist das Schönheitsideal, das sie verkörpern, wirklich MEINE Idee von Schönheit, oder bin ich einfach nur so sehr an den Anblick dieser vermeintlich perfekten Gesichter gewöhnt, dass ich sie als schön empfinde und mich nicht?
Ist es ECHT meine Idee von Schönheit, dass alle magerdünn sind? Oder ist es nicht vielmehr so, dass unsere Sehgewohnheiten mittlerweile so sehr manipuliert sind, dass wir alles, was ‚normal’ ist, als außerhalb der Norm empfinden?
MUSS ich Modelmaße haben?

Denk an Deine Lieben, an die Menschen in Deinem Umfeld. Ich bin mir sicher, Du findest bei jedem einzelnen von ihnen etwas Schönes.
Du stimmst mir zu?
Sehr gut...und jetzt bitte ich Dich um einen kleinen Test.
Wenn Du das nächste Mal unterwegs bist, ganz egal, ob Du im Bus sitzt, in der Bahn, ob Du durch irgend eine Fußgängerzone läufst, beim Bäcker in der Schlange stehst....wenn Du also irgendwo bist, wo Menschen sind, dann schau Dich um. Schau Dir jeden dieser Menschen an und such etwas, das Du schön findest. Ich mach das oft. Und weißt Du, was ganz erstaunlich ist? Ich finde etwas. Eigentlich immer. (Ja, es kommt vor, dass ich länger suchen muss...aber irgend etwas gibt es. Bestimmt.)
Der Eine hat schöne Augen oder gepflegte Hände, schöne Haare, weiße Zähne, perfekt geschwungene Augenbrauen, eine umwerfend schöne Stimme, eine schöne Art, sich zu kleiden, ein schönes Lächeln,...Du merkst, worauf ich hinauswill. Es gibt an JEDEM Menschen etwas, das schön ist.
Damit sind wir irgendwie alle schön. Ja, das ist ein bisschen weit hergeleitet, aber es stimmt. Ich bin absolut felsenfest davon überzeugt.

JEDER Mensch hat etwas Schönes.

DU hast etwas Schönes, etwas, dass DICH einzigartig macht.

Wieso also stellst Du Dich vor den Spiegel und suchst nach vermeintlichen Fehlern und Makeln? Wieso vergleichst Du Dich mit Anderen? Die Anderen sind nicht wie Du, sie haben nicht Dein Lächeln, Deine Augen, Deine Art, in die Welt zu schauen. Die hast nur DU.

Mir ist schon oft etwas ganz Verrücktes aufgefallen – gerade unsere angeblichen ‚Makel’ sind es, die uns für andere interessant und schön machen. Frag mal in Deinem Umfeld nach, was die Anderen an Dir mögen, was sie schön finden. Es werden sicher Dinge dabei sein, die DU absolut schrecklich findest.

Du glaubst mir nicht?
Meine Haare, die kaum zu bändigen sind und jeden Tag etwas anderes machen, was alles, was an Frisur erinnert, ausfallen lässt – werden geliebt.
Meine Nase, die ich absolut schrecklich finde – wird geliebt.
(Meine Schwester hat das gleiche Modell geerbt, Genetik kann fies sein...aber...auch diese Nase wird geliebt ;-).)
Mein....ich könnte jetzt fröhlich so weiter machen, aber Du ahnst, wohin das führt.
Was immer ICH an mir nicht mag, es gibt sicher irgendwo einen Menschen, der genau DAS an mir toll findet. Dem ich auffalle, gerade weil ich ICH bin und nicht irgend ein perfektes Model (und ich bin mir sicher, dass Du auch diese Models nach Dingen fragen kannst, die sie nicht an sich mögen – und jede Menge Antworten erhalten wirst!).

So.
Durchatmen.
Und was machst Du jetzt damit?
Fühlst Du Dich nur deswegen besser?
Nun...vielleicht ein klitzekleines Bisschen, ich würde mich sehr freuen...aber so richtig den Durchbruch hat Dir das noch nicht gebracht. Ich bin sicher, Du sitzt noch immer vor dem Bildschirm und denkst „Ja...aber wenn sie MEINE Nase....“.
Ich bin mir sicher, auch DEINE Nase wird geliebt. Oder Deine komische linke Augenbraue...oder was immer Du an Dir nicht magst.

„Die hat leicht tippen, ich habe niemanden, der mich liebt...“
Das, meine Liebe/mein Lieber stimmt so GAR nicht. Ich weiß, das klingt erst mal nicht nach einem Trost, aber...Du hast DICH!
Du hast den tollsten Menschen der Welt, der DICH liebt! Du kennst Dich, Du weißt um Deine Stärken und Schwächen, Du kannst Dich voll und ganz auf DICH verlassen!
Du bist da für Dich!
DU solltest Dich schön finden, an allererster Stelle!

Du solltest zumindest so tun als ob, denn wenn Dir das gelingt, wenn Du mit der „Ich bin schön – gefälligst!“ – Einstellung in die Welt hinaus gehst, dann hast Du etwas an Dir, das unsagbar schön ist. Das alle Leute in seinen Bann zieht. In Deinen Bann, um genauer zu sein.

Dann hast Du eine positive AUSSTRAHLUNG.

Hast Du Dich mal gefragt, wieso mancher Mensch einen Raum betritt und sich sofort alles um diese Person dreht?
Wieso es Frauen und Männer gibt, die scheinbar mühelos Andere für sich gewinnen, die interessieren?
Ja?
Ich verrate es Dir. Das Geheimnis ist die Ausstrahlung.
Ja, die kann man sich nicht von heute auf morgen antrainieren, sie muss aus dem Inneren eines Menschen leuchten.
Das stimmt.
Du kannst aber jetzt und sofort anfangen, diese Ausstrahlung in Dein Leben einzuladen und damit fortan auch in die Welt zu bringen.
Und wie? Wie geht das, wie zaubert man sich Ausstrahlung in die Wangen?

Naja...fühl Dich schön.

Ein blöder Rat?
„Ich muss mich schön fühlen, damit andere mich schön finden, damit ich mich selbst als schön ansehen kann?!“
Öhm....ja. So in etwa funktioniert es, so habe ich es gemacht.
Zuerst war es eine gewisse Täuschung, jedenfalls hat es sich für mich so angefühlt.
Ich wollte nicht auffallen, bin aber mit zurück genommenen Schultern und gehobenem Kopf durch die Straßen gelaufen.
Ich wollte eigentlich nicht gesehen werden, habe aber andere angesehen, offen, freundlich.
Ich wollte unauffällig-mausgraue Kleidung tragen, praktisch wie unsichtbar, habe mich aber für Farbe entschieden.
Ich wollte mich sofort wieder mit der Frau da vorne links, genau, die mit dem kurzen Rock und den schönen Beinen...also, mit der wollte ich mich vergleichen, habe mich aber statt dessen auf mich konzentriert.
Darauf, dass mein Blick offen blieb.
Dass ich den Kopf nicht gesenkt habe.
Dass ich ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Gerade so viel, dass ich auf meinen Gegenüber unglaublich sympathisch wirken musste.
Darauf, was ich an mir mag.
Im Ernst, ich habe mich anfangs immer wieder daran erinnert, was ich an MIR schön finde. Wenn Du gerade daran denkst, was schön ist an Dir, dann KANNST Du keine traurige, verschlossene, negative Ausstrahlung haben. Oder Du bist sehr begabt und ich bin es nicht ;-).



So, ich glaube, das war genug für heute. Morgen reden wir darüber, wie Du Schönes an Dir findest und wie Du mit vermeintlich nicht-so-Schönem gut umgehen kannst, ja?
Und bis dahin suchst Du, wenn Dir das leichter fällt als bei Dir selbst, noch ein wenig die Schönheit in Anderen. Sie ist da.

Liebst,
Sabine