Heute früh saß ich in der Bahn
und bin einer meiner kleinen, heimlichen Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen
- Leute beobachten.
Da gibt es die eine Gruppe, die
sich in der Bahn, umgeben von all den Menschen sichtlich unwohl fühlt, ganz
vorne auf der Sitzkante bereit zum Aussteigen ist und die sich einfach nicht
entspannen kann.
Dann gibt es, gerade morgens, die Leute, die noch gar nicht richtig
im Tag sind, die immer wieder einnicken oder tagträumen, die ihre Haare ordnen
oder sich schminken (alles schon gesehen), weil sie es daheim nicht mehr
geschafft haben.
Es gibt die Gruppenfahrer, die immer schon einen Kollegen,
Nachbarn, Bekannten am Bahnhof treffen und die sich und den Waggon lautstark
unterhalten, die Zeitungsleser, die Wichtig-Telefonierer, die
akribisch-auf-den-Tag-Vorbereiter. Und eben die Beobachter.
Was all diese Leute gemeinsam haben? Es ist mir heute früh
aufgefallen, alle, wirklich ALLE sahen missmutig und unzufrieden aus (und das
lag nicht an der Uhrzeit, vielleicht aber daran, dass ein unterhaltender
Gruppenreisender gefehlt hat) - und grau.
Was ist das mit diesem Winterschwarz?! Wieso sperren die
Allermeisten alles Bunte, Fröhliche, Farbige spätestens ab Oktober ganz hinten
in den Kleiderschrank, um fortan mit dieser trüben
schwarz-grau-anthrazit-braunen Farbmischung durch den Winter zu stolpern? Macht
das glücklicher? Wollen wir nicht auffallen? Fühlen wir uns im Winter so grau
wie das Wetter?
Oder, um zur ersten Feststellung zurückzukommen, passt die
Farbe nur zur allgemeinen Mundwinkel-nach-unten-Mentalität?
Ist Dir das mal aufgefallen? Kaum ein Mensch LÄCHELT, wenn er
unterwegs ist. Im Gegenteil, viele Leute fühlen sich unwohl, wenn sie
angelächelt werden. Probier es aus, Du wirst erstaunt sein! Eine Gruppe von
Angelächelten wird zurück lächeln, die zweite - und ich fürchte größere -
Gruppe aber wird die Augenbrauen hochziehen.
Glaubst Du mir nicht? Mach den Test, lauf ein paar Tage lang
bewusst lächelnd durch die Straßen - und wenn es schon nicht die Laune Deiner
Umgebung hebt, Deine eigene kannst Du damit nur verbessern ;-)!
Aber zurück zur Unzufriedenheit. Vielleicht bilde ich mir das auch
nur ein, aber nicht einer meiner Mitfahrer sah so aus, als würde er oder sie
sich auf den Tag, der gerade erst begonnen hatte, freuen.
Was mich zu der Frage geführt hat - Liebe ich eigentlich, was ich
tue und tue ich, was ich liebe? Das ist nur auf den ersten Blick inhaltlich die
gleiche Frage.
'Liebe ich, was ich tue?' - Ja, auf jeden Fall. Ich freue mich,
morgens aufzustehen und mich an meine Aufgaben zu machen, ich habe lauter
irrsinnig liebe Menschen um mich herum und so werden auch herausfordernde Tage
irgendwie noch schön. Erfüllend zumindest.
'Tue ich, was ich liebe?' - Ja und...Nein! Ich tue etwas, das ich
sehr, sehr mag, das ich gut kann, das mir wichtig ist und all die oben
aufgezählten Vorteile bestehen. Aber...Da gibt es noch etwas anderes, das ich
viel, VIEL lieber täte. Ich weiß es, immer schon. Kennst Du das, dass Du eine
Gewissheit über Dich selber hast, die niemand anderer sehen kann, einfach, weil
Du diese Seite von Dir nicht auslebst? So ist das bei mir. Noch. Ich habe
nämlich gerade eine furchtbar kribbelige Lust darauf, in meinem Leben einiges
zu ändern. Dazu muss ich ja nicht gleich alles über den Haufen schmeißen, was
mein Leben zur Zeit ausmacht - aber ich bin äußerst motiviert, ihm ein paar
bunte Farbkleckse zuzufügen.
Ganz nach meinem Jahresmotto 'Mehr Mut!' werde ich also angehen,
auch das zu tun, was ich liebe. Versprochen.
Und Du?
Liebst Du, was Du tust, tust Du, was Du liebst?
Ich hoffe es so für Dich!
Lächele in die Welt,
liebst,
Sabine