Freitag, 17. Januar 2014

Von Leiden und schnulzigen Schlagern

Um mich herum passieren gerade einigen sehr lieben Menschen gar nicht schöne Dinge. Auch deshalb war meine Woche trubelig und anstrengend und hier war es ein wenig ruhiger als gewöhnlich. 
Weiter werde ich da nicht drauf eingehen, weil das Thema eher an den Küchentisch gehört als in einen Blog, aber es hat mich dazu gebracht, wieder einmal ein paar Gedanken mit Dir zu teilen.

Und so kommen heute statt der Freitagsfunde eben Gedankenfunde – und Samstagsfunde sind ja auch nicht so schlimm, oder ;-)?
(Und vielleicht finde ich nach diesem Post ja noch ein bisschen Zeit, die Freitagsfunde namensgerecht fertig zu schreiben, wer weiß...)

Wann immer einem Menschen etwas Schlimmes passiert und gerade, wenn dieser Mensch ganz in unserer Nähe ist, dann haben wir einen antrainierten Reflex.
Antrainiert deshalb, weil er uns nicht gut tut.
Weil er wenig sinnvoll ist.
Weil wir ihn nicht brauchen.

Und doch...

Ich hatte ihn und Du hast ihn vielleicht sogar noch, Liebes.

Du leidest mit.
Wörtlich, denn ich spreche vom Mitleid.

Sobald Du die schlechte Nachricht hörst, fühlst Du Dich schlecht und vielleicht sogar ein bisschen schuldig, weil es Dir gerade so richtig gut geht.
Ob auf die Tränenkanäle oder den Magen, irgendwo schlägt’s Dir hin.

Die Frage ist nur – und ich weiß, dass das erst einmal hart klingen mag:
Wozu?!

Mitleid ist, ganz offen und brutal gesagt, eine der sinnfreiesten Erfindungen, die uns Menschen gelungen ist.

Klingt grausam, böse und gemein?

Liebes, lass es mich erklären und dazu brauche ich Deine Phantasie, so für 1 bis 2 Minuten.

Uns beiden ist schon irgend etwas Schlimmes passiert, das bringt das Leben mit sich.
Vielleicht bist Du verlassen worden, Du warst krank, hast einen lieben Menschen verloren oder eine enge Freundschaft.
Das ist nicht schön, aber denk bitte kurz an diese Situation zurück.

Hast Du’s?

Gut.
Also, nicht gut, wir gehen da auch gleich wieder weg, bringt ja nichts, sich mit altem Zeug zu belasten, aber zum Verständnis müssen wir noch kurz da bleiben.

Wer war in der Situation bei Dir?

Eine Freundin, dich sich mit Dir zusammen in die Ecke geschmissen und fast lauter geweint hat, als Du?
Ein lieber Mensch, den Du spontan trösten wolltest und Dich ein wenig schuldig gefühlt hast, weil es ihm jetzt nur wegen Dir, wegen Deiner schlechten Nachrichten, mies ging?

Oder vielleicht jemand, der einfach für Dich da war?
Der Dich getröstet, in den Arm genommen und aufgebaut hat?
Jemand, der zugehört hat und für Dich da war?

Und wer, bzw. was hat Dir mehr geholfen?

Na?

Ja, das hab ich mir gedacht.

Mitleid, also mit zu leiden mit jemandem, dem es schlecht geht, ist so nutzlos wie...keine Ahnung...Zecken?

Nein, ich spreche nicht von Empathie, von Aufmerksamkeit und Freundschaft, sondern wirklich NUR vom Mitleid.
Verwechsel das nicht, Liebes.
Für einen lieben Menschen da zu sein, das ist nie verkehrt.

Aber Mitleid...?

Dem Menschen, dem es schlecht geht, wird es nicht besser gehen, wenn es Dir aus völlig falsch verstandener Solidarität ebenfalls schlecht geht.

Unter Umständen macht das sogar noch Schuldgefühle („Wegen mir fühlt sich jetzt xy schlecht!“) und führt nur dazu, dass sich der Mensch, dem Du ja helfen wolltest, nur noch mieser fühlt.

Das klingt verrückt?

Nun, Liebes, ich weiß, wovon ich schreibe.
Mir ging es schon sehr schlecht und das mitzuteilen hat ganz regelmäßig dazu geführt, dass ich meinen Gegenüber trösten musste.
Das hat mir nicht geholfen, das hat mich nur noch weiter runter gezogen und Kraft gekostet hat es außerdem.

Also:
Es hilft niemandem, wenn Du mit leidest.
Das zieht Dich und den Menschen, mit dem Du mit leidest, nur (noch) weiter runter.

Das bringt also nichts.
GAR nichts.
Das versprech ich Dir!

Was also statt dessen tun, wenn um Dich herum das Chaos tobt?

Mit jemandem mit zu leiden, das raubt Dir alle Kraft, das zieht Dich genau so tief herunter, wie der Mensch Dir gegenüber schon ist.

Wie willst Du jemanden aufrichten, wenn Du selbst unten bist, Liebes?
Das geht nicht!

Mitleid ist Mist, der Dir Kraft und Liebe raubt und beides könntest Du viel, viel besser einsetzen!

Wie?

Nun, Liebes, ganz einfach: Sei da für die Menschen, die Dir lieb und wichtig sind.
Nicht nur, wenn es ihnen schlecht geht, natürlich, aber dann gerade eben auch.

Hör zu, nimm bei Bedarf in den Arm, sei aufmerksam.

Verteil Kraft und Liebe.

Das ist im Grunde das Einzige, das Du tun kannst und es ist gleichzeitig das Beste, das Dir einfallen kann.

Einen lieben Menschen zu stärken, das bringt viel mehr, als mit ihm gemeinsam zu leiden.
Und ein bisschen Licht in das dunkle Loch zu werfen, in das wir im Leben ab und an fallen, das ist die beste Hilfe, die ich mir vorstellen kann.

Mut statt Mitleid, Liebe statt Leiden, so könnte ein griffiger Slogan dazu lauten.
Oder der Titel eines schnulzigen Schlagers, das bietet sich auch an ;-)!

Singst Du mit?

Liebst,
Sabine