Um
mich herum passieren gerade einigen sehr lieben Menschen gar nicht schöne
Dinge. Auch deshalb war meine Woche trubelig und anstrengend und hier war es ein wenig ruhiger als gewöhnlich.
Weiter werde ich da nicht drauf eingehen, weil das Thema eher an den
Küchentisch gehört als in einen Blog, aber es hat mich dazu gebracht, wieder
einmal ein paar Gedanken mit Dir zu teilen.
Und
so kommen heute statt der Freitagsfunde eben Gedankenfunde – und Samstagsfunde
sind ja auch nicht so schlimm, oder ;-)?
(Und
vielleicht finde ich nach diesem Post ja noch ein bisschen Zeit, die Freitagsfunde
namensgerecht fertig zu schreiben, wer weiß...)
Wann
immer einem Menschen etwas Schlimmes passiert und gerade, wenn dieser Mensch
ganz in unserer Nähe ist, dann haben wir einen antrainierten Reflex.
Antrainiert
deshalb, weil er uns nicht gut tut.
Weil
er wenig sinnvoll ist.
Weil
wir ihn nicht brauchen.
Und
doch...
Ich
hatte ihn und Du hast ihn vielleicht sogar noch, Liebes.
Du
leidest mit.
Wörtlich,
denn ich spreche vom Mitleid.
Sobald
Du die schlechte Nachricht hörst, fühlst Du Dich schlecht und vielleicht sogar
ein bisschen schuldig, weil es Dir gerade so richtig gut geht.
Ob
auf die Tränenkanäle oder den Magen, irgendwo schlägt’s Dir hin.
Die
Frage ist nur – und ich weiß, dass das erst einmal hart klingen mag:
Wozu?!
Mitleid
ist, ganz offen und brutal gesagt, eine der sinnfreiesten Erfindungen, die uns
Menschen gelungen ist.
Klingt
grausam, böse und gemein?
Liebes,
lass es mich erklären und dazu brauche ich Deine Phantasie, so für 1 bis 2
Minuten.
Uns
beiden ist schon irgend etwas Schlimmes passiert, das bringt das Leben mit
sich.
Vielleicht
bist Du verlassen worden, Du warst krank, hast einen lieben Menschen verloren
oder eine enge Freundschaft.
Das
ist nicht schön, aber denk bitte kurz an diese Situation zurück.
Hast
Du’s?
Gut.
Also,
nicht gut, wir gehen da auch gleich wieder weg, bringt ja nichts, sich mit
altem Zeug zu belasten, aber zum Verständnis müssen wir noch kurz da bleiben.
Wer
war in der Situation bei Dir?
Eine
Freundin, dich sich mit Dir zusammen in die Ecke geschmissen und fast lauter
geweint hat, als Du?
Ein
lieber Mensch, den Du spontan trösten wolltest und Dich ein wenig schuldig
gefühlt hast, weil es ihm jetzt nur wegen Dir, wegen Deiner schlechten
Nachrichten, mies ging?
Oder
vielleicht jemand, der einfach für Dich da war?
Der
Dich getröstet, in den Arm genommen und aufgebaut hat?
Jemand,
der zugehört hat und für Dich da war?
Und
wer, bzw. was hat Dir mehr geholfen?
Na?
Ja,
das hab ich mir gedacht.
Mitleid,
also mit zu leiden mit jemandem, dem es schlecht geht, ist so nutzlos wie...keine
Ahnung...Zecken?
Nein,
ich spreche nicht von Empathie, von Aufmerksamkeit und Freundschaft, sondern
wirklich NUR vom Mitleid.
Verwechsel
das nicht, Liebes.
Für
einen lieben Menschen da zu sein, das ist nie verkehrt.
Aber
Mitleid...?
Dem
Menschen, dem es schlecht geht, wird es nicht besser gehen, wenn es Dir aus völlig
falsch verstandener Solidarität ebenfalls schlecht geht.
Unter
Umständen macht das sogar noch Schuldgefühle („Wegen mir fühlt sich jetzt xy
schlecht!“) und führt nur dazu, dass sich der Mensch, dem Du ja helfen
wolltest, nur noch mieser fühlt.
Das
klingt verrückt?
Nun,
Liebes, ich weiß, wovon ich schreibe.
Mir
ging es schon sehr schlecht und das mitzuteilen hat ganz regelmäßig dazu
geführt, dass ich meinen Gegenüber trösten musste.
Das
hat mir nicht geholfen, das hat mich nur noch weiter runter gezogen und Kraft
gekostet hat es außerdem.
Also:
Es
hilft niemandem, wenn Du mit leidest.
Das
zieht Dich und den Menschen, mit dem Du mit leidest, nur (noch) weiter runter.
Das
bringt also nichts.
GAR
nichts.
Das
versprech ich Dir!
Was
also statt dessen tun, wenn um Dich herum das Chaos tobt?
Mit
jemandem mit zu leiden, das raubt Dir alle Kraft, das zieht Dich genau so tief
herunter, wie der Mensch Dir gegenüber schon ist.
Wie
willst Du jemanden aufrichten, wenn Du selbst unten bist, Liebes?
Das
geht nicht!
Mitleid
ist Mist, der Dir Kraft und Liebe raubt und beides könntest Du viel, viel
besser einsetzen!
Wie?
Nun,
Liebes, ganz einfach: Sei da für die Menschen, die Dir lieb und wichtig sind.
Nicht
nur, wenn es ihnen schlecht geht, natürlich, aber dann gerade eben auch.
Hör
zu, nimm bei Bedarf in den Arm, sei aufmerksam.
Verteil
Kraft und Liebe.
Das
ist im Grunde das Einzige, das Du tun kannst und es ist gleichzeitig das Beste,
das Dir einfallen kann.
Einen
lieben Menschen zu stärken, das bringt viel mehr, als mit ihm gemeinsam zu
leiden.
Und
ein bisschen Licht in das dunkle Loch zu werfen, in das wir im Leben ab und an
fallen, das ist die beste Hilfe, die ich mir vorstellen kann.
Mut statt Mitleid,
Liebe statt Leiden,
so könnte ein griffiger Slogan dazu lauten.
Oder
der Titel eines schnulzigen Schlagers, das bietet sich auch an ;-)!
Singst
Du mit?
Liebst,
Sabine