Mein
unfassbar süßer Neffe hat kürzlich die wundersame Wirkung eines Wortes
entdeckt.
Eines
wahren Zauberwortes.
Er
ruft es in die Welt hinaus und die ändert sich.
Zumindest
ein bisschen.
Wenn
es gut läuft.
(Wenn
nicht, dann läuft es so gar nicht mehr gut, aber das ist eine ganz andere
Geschichte ;-)...)
Welches
Wort ich meine?
Ach,
das hast Du doch sicher schon erraten, längst.
Das
hübsche kleine Wörtchen heißt: Nein.
‚Nein’
ist eine Wunderwaffe, ‚Nein’ grenzt mich von allen anderen ab, ‚Nein’ ist klar
und deutlich und drückt meine Meinung aus.
Tut
es das?
Beziehungsweise...tust
DU das?
Klar
und deutlich Deine Meinung ausdrücken, Dich abgrenzen von Dingen, die Dir nicht
zusagen, von Situationen und Menschen und Anforderungen?
Ich
fürchte, ich kenne die Antwort.
Ich
selbst würde nämlich wohl die gleiche geben. Sie lautet: Nein.
Wann
verlernen wir das Nein?
Wann
wird uns eingetrichtert, es sei besser und einfacher, im Leben vielem
zuzustimmen, als deutlich Position zu beziehen?
Wie
oft finden wir uns selbst in Situationen wieder, die uns so gar nicht zusagen –
weil wir nicht rechtzeitig ‚Nein’ gesagt haben – wenn wir es denn überhaupt
getan haben?
Ich
ertappe mich selbst häufig dabei, ein klares ‚Nein’ zu umgehen, ganz unbewusst.
Ein
kleines Beispiel des heutigen Tages?
Mir wird Kaffee angeboten, den ich in dem
Moment nicht möchte und was sage ich? ‚Danke’ – und meine doch: ‚Nein, aber es
ist sehr nett, an mich zu denken, das freut mich.’
Wir
nicken höflich und stumm, wenn wir jemanden nicht vor den Kopf stoßen möchten,
obwohl wir seiner Meinung so gar nicht zustimmen können, wir seufzen und
verdrehen (innerlich) die Augen, wenn wir um unmögliche Gefallen gebeten werden
– und tun sie dennoch, denn wir wollen ja gemocht werden.
Wir
sind häufig so sehr bemüht, anderen zu gefallen, dass wir das Wichtigste überhaupt
vergessen – uns SELBST zu gefallen.
Denn
zu uns selbst können wir ganz wunderbar Nein sagen.
‚Ich
habe solche Lust auf eine heiße Badewanne – Nein, die Spülmaschine muss noch
ausgeräumt werden!’
‚Den
Abend würde ich furchtbar gern gemütlich mit einem guten Film auf dem Sofa
verbringen – Vergiss es, die Verabredung mit Tim und Tina steht seit Wochen!’
‚Ich
bin so müde...ob ich einfach mal früh ins Bett geh? Nein, denn um 21Uhr ruft ja
zuverlässig diese Freundin an, genau, die mit dem Liebeskummer...’
Ich
denke, das reicht für’s Erste ;-).
Natürlich
solltest Du jetzt nicht anfangen, Deine Freunde zu vernachlässigen. Sollte ich
auch nicht.
Aber
an und an, da sollten wir es uns gönnen, UNS SELBST zu verwöhnen, genau das zu
tun, was UNS jetzt gerade in dem Moment gut tut.
Ohne
Hintergedanken.
Einfach,
weil es äußerst gesund ist, auch mal an sich selbst zu denken, weil wir ohne das gar nicht glücklich und ausgeglichen sein können - und auch niemandem wirklich helfen. Kraft geben. Oder Ausgeglichenheit.
Wie
willst Du denn auch Kraft für die liebeskranke Freundin haben, wenn Du selbst Deine Akkus
nie auflädst?
Wie
willst Du einen sprühenden, unterhaltsamen Abend verbringen, wenn Du nicht auch
ruhige Momente zulässt?
Eben.
Ein
gut platziertes ‚Nein’, das ja nicht unfreundlich klingen muss, aber durchaus
bestimmt daher kommen darf (und muss, denn sowohl Dein Gegenüber als auch DU sollen es ja ernst nehmen ;-) ), wirkt Wunder.
Für
Dich.
Für
Deine persönliche Freiheit.
Für
Deine Grenzen.
Denn
es sorgt dafür, dass Du selbst wie auch andere auf DICH Rücksicht nehmen.
Dich
wertschätzen.
Genau,
DU SELBST solltest anfangen, Dich wertzuschätzen.
Jetzt,
sofort.
Wer
denn sonst ;-)?
Ein
‚Nein’ ist nichts, was Deinen Gegenüber vor den Kopf stößt. Es ist keine
Beleidigung oder Zurückweisung, egal, wie der Andere das sieht. Wichtig ist,
wie Du die Botschaft abschickst – für den ‚Postweg’ kannst Du nichts.
Wird
das jeder verstehen?
Sicher
nicht.
Es
gibt Menschen, die mit einem Nein nicht umgehen können, die Fragen als
rhetorisches Mittel nutzen, auf das es nur eine einzige mögliche Antwort gibt:
Ja.
Diese
Menschen sind schrecklich geschickt darin, ihre Umwelt zu überfahren, sie zu
vereinnahmen – und das oft ganz unabsichtlich, ohne böse Hintergedanken. Weil
es schon immer so gut geklappt hat, sich so und nicht anders durchs Leben zu
bewegen.
Diese
Leute werden recht verständnislos reagieren.
Das
ist aber nicht Dein Problem.
Es
gibt auch die Gruppe von Menschen, die alles sehr, sehr persönlich nehmen und
auch dieses Grüppchen wird sich mit einem Nein schwer tun.
Sie wird eher
beleidigt und verletzt reagieren und Dich das deutlich spüren lassen.
Aber,
so hart es klingen mag, Liebes, auch das ist nicht Dein Problem.
DU hast Dein
Nein, Deinen Standpunkt klar, aber freundlich formuliert, was Dein Gegenüber
daraus macht, dafür kannst Du nichts.
Das
gehört nicht zu den Dingen, die DU beeinflussen und ändern kannst – und DAS ist
doch die Gruppe, auf die wir beide uns konzentrieren wollen.
DU
hast allein die Aufgabe, herauszufinden, klar zu formulieren und durchzusetzen,
was für DICH richtig ist.
Was
sich gut anfühlt.
Was
DICH glücklich macht.
Das
ist letztlich alles, was Du beeinflussen kannst.
Und
weißt Du, was das besonders Schöne daran ist?
Wenn
Du glücklich bist, wird es Deine Umwelt auch, quasi im Vorbeigehen, ganz
automatisch.
Wenn
Du strahlst, ja, wer sollte denn DA nicht mitlächeln?
Wenn
es Dir gut geht, dann kannst Du leicht und kraftvoll und mit Freude ganz viel
geben und all die Menschen um Dich herum haben etwas davon.
Viel
mehr übrigens, als wenn Du Dich völlig aufreibst, weil Du das nicht hinbekommen
möchtest, was jedes 2jährge Kind so mühelos beherrscht: Einfach mal Nein zu
sagen.
Probier
es aus, Du wirst erstaunt sein!
Also,
zu was sagst Du Nein?
Liebst,
Sabine