Eins
vorweg – ich habe mein Bageltrauma überwunden :-)!
Was
das backen angeht, bin ich schrecklich verwöhnt, ich habe mit 10 Jahren meinen
ersten Kuchen gebacken und seitdem ist mir alles gelungen.
ALLES.
Kein
klitschiger Teig, der nicht durchgebacken ist, kein Salz, wo Zucker hingehört,
kein Backpulver vergessen und auch keine Hefe, die einfach nicht aufgehen
wollte.
Puh,
Glück gehabt!
Trotzdem
gab es eine Sache, die mir nicht so recht gelingen wollte, obwohl sich alle
Rezepte kinderleicht lesen und ich die Teile einfach liebe – Bagels. Mal wurden
sie zu hart, dann wieder zu klein, irgend etwas stimmte immer nicht, obwohl sie
irgendwie dann doch noch gut geschmeckt haben.
Irgendwann
habe ich das Bagelbacken aufgegeben.
Das
hat sich heute geändert.
Gebäck
aus Hefeteig liebe ich. Schon immer.
Es
gibt für mich wenig Tröstlicheres, als einen fluffigen, fertig gegangenen
Hefeteig noch einmal kurz durchzukneten, ihn zu formen und anschließend zu
backen, zuzusehen, wie er aufgeht und dieser himmlische Duft die ganze Wohnung
durchzieht. Hach, herrlich!
Backen
ist für mich die reine Entspannung, ich komme zur Ruhe und meine Gedanken
können sich friedlich auf die Reise machen.
Heute
habe ich mich daran erinnert, wie das früher war, wenn ich meiner Oma (bei der
ich Stunden verbracht habe) beim Backen zugesehen habe.
Backen,
das war bei ihr immer ein Ritual, eine bestimmte Schürze wurde angezogen, die
benötigten Zutaten säuberlich aufgestellt, eine spezielle Backunterlage auf dem
Küchentisch ausgebreitet. Mit feierlichem Ernst wusch sie sich die Hände und
dann ging es los.
Der
Ernst war immer ein bisschen größer, wenn es an einen Hefeteig ging, die
Stimmung für mich als Kind irgendwie, ich kann es nicht besser ausdrücken...feierlicher...und jede der Bewegungen
meiner Oma schien auszudrücken „Was da alles schief gehen kann!“.
Ich
habe mich jahrelang nicht an Hefeteig herangetraut.
Immer
war mir dieses unausgesprochene und doch klar präsente „Was da alles schief
gehen kann!“ präsent und obwohl ich mich beim Backen (und eigentlich auch
Kochen) furchtlos an alles herantraue (Getreu dem Motto: Wer ein Rezept lesen
kann, der kann auch kochen!), habe ich den Hefeteig gemieden. Ich habe ihn
einfach links liegen gelassen und mich gefreut, wenn jemand anders ihn
zubereitet hat.
Eines
Tages dann habe ich ein Brotrezept mit Hefe gefunden, herrlich unkompliziert
las sich das: Alle Zutaten in eine Küchenmaschine werfen, vermischen, gehen
lassen, fertig.
Ich
habe es ausprobiert und weißt Du was?
Es
hat funktioniert.
Jedes
Mal.
Seitdem
bereite ich genau so Hefeteig zu: Alle Zutaten in eine Schüssel werfen,
Küchenmaschine 10 Minuten kneten lassen, Ruhe gönnen, fertig.
(Wobei...ein
paar Tricks gibt es schon, die werd ich in den nächsten Wochen mal posten)
Während
ich dann heute in der Küche stand und an meine holperigen Hefeteiganfänge
zurückdachte, kam mir der Gedanke, dass es genau so doch sehr oft im Leben
läuft.
Wir
sehen eine (vermeintliche) Herausforderung.
Wir
zögern.
Wir
trauen uns nicht.
Es
könnte ja schief gehen.
Und
dann, eines Tages, nehmen wir all unseren Mut zusammen, wir wagen es – und es
ist GANZ LEICHT.
Und
dann fragen wir uns selbst verwundert, wieso um alles in der Welt wir so lange
gezögert haben, was uns eigentlich davon abgehalten hat, unsere eigenen
Erfahrungen zu machen.
Etwa
die Erfahrung anderer?
„Das
ist zu schwer.“
„Wenn
es schon xy nicht geschafft hat, wieso sollte es dann ausgerechnet MIR
gelingen?“
„Da
sind schon so viele dran gescheitert.“
„Das
ist total schwierig, das sagen alle.“
Kennst
Du?
Klar
kennst Du das, in irgend einer Form sicher.
Ich
auch.
Jeder
von uns.
Es
ist so einfach und bequem, Dinge nicht anzugehen. Weil wir davor
zurückschrecken, weil sie schwierig erscheinen. Dann sind die Erfahrungen und
gut gemeinten Ratschläge von Anderen doch DIE Entschuldigung, es nicht selbst
auch noch zu versuchen.
Wozu
auch, es könnte ja schief gehen.
Liebes,
Du ahnst es – damit ist jetzt SCHLUSS!
Für
mich, für Dich.
Wieso?
Nun...weil
Du und ich, weil wir beide doch ganz genau wissen, was wir alles können.
Genauer gesagt, dass wir alles können, was wir nur angehen. Ob wir es sofort
beim ersten Versuch können oder nicht, das spielt keine Rolle. Ob wir es am
Ende in Perfektion können ist auch egal. Wir KÖNNEN es.
Weil
wir wissen, wie gut wir sind.
Wie
geschickt.
Wie
begabt.
Weil
wir uns nicht mit den Anderen vergleichen.
Weil
wir überhaupt damit aufhören, uns ständig zu vergleichen, ganz egal, ob mit
Anderen oder mit dem überzogenen Bild von uns selbst, das wir als
unerreichbares Ideal irgendwo tief in der Kramkiste im Kopf verstaut haben. Für
die besonders selbstmitleidigen Tage.
Weil
wir damit aufhören, uns selbst Grenzen zu setzen.
Weil
wir statt dessen einfach mutig vorangehen, Dinge ausprobieren. Die Erfahrung
lehrt uns ja, dass das, was wir anpacken, uns viel leichter gelingt, als wir
dachten.
Denk
mal darüber nach - es gelingt nicht nur, nein, es gelingt LEICHT.
Welchen
Grund sollte es DA bitteschön noch geben, sich in irgendein Schneckenhaus
zurückzuziehen und all die guten Dinge vorbeiziehen zu lassen, anstatt sie
endlich anzugehen?
Genau.
Es
gibt keinen.
Also,
ran an Deinen ganz persönlichen Hefeteig! DU kannst das locker!!
Als
kleine Wegzehrung könntest Du ja einen Bagel mitnehmen...oder zwei ;-).
Du
brauchst für
Bagels
1 ¼
Cups = 375ml lauwarmes Wasser
1
Päckchen Trockenhefe
1
TL Agavensüße
3 ½
Cups = 500g Mehl
(bei mir 350g Weizenmehl 812 & 150g Emmermehl)
1 ½
TL Salz
1
EL Sesamsaat, ungeschält
1
EL brauner Leinsamen
1
EL Weizenkleie
½
EL Kürbiskerne
Milch
zum Bestreichen
Die
Hefe mit der Agavensüße im Wasser auflösen und ein paar Minuten an einen warmen
Ort stellen, bis sich ein Schaum gebildet hat (das zeigt Dir, dass die Hefe
noch lebt ;-)).
In
der Zwischenzeit die beiden Mehlsorten mit dem Salz vermischen.
Das
Hefewasser zum Mehl schütten und in der Küchenmaschine etwa 10 Minuten kneten
lassen, bis sich eine nicht mehr klebrige Teigkugel gebildet hat. (Bei mir war
dazu noch ein weiterer EL Wasser nötig)
Den
Teig abgedeckt eine Stunde gehen lassen.
Anschließend
knetest Du den Teig noch einmal kurz durch und teilst ihn in 8-9 gleich große
Stücke. Diese Stücke formst Du zu Bällen, in die Du mit dem Daumen ein Loch
drückst. Die vorgeformten Bagels noch einmal 10 Minuten gehen lassen.
In
der Zeit heizt Du den Backofen auf 220°C Ober-/Unterhitze vor und bringt in
einem großen Topf Wasser zum köcheln.
Die
Bagels werden nun in das heiße Wasser gelegt und zwar 45 Sekunden – 1 Minute
pro Seite. Sie sollten dabei schwimmen. Mach das am besten in 2-3 Arbeitsgängen,
der Topf wird sonst zu voll, die Bagels kleben aneinander...alles schon gehabt.
Die
Teiglinge nun auf ein Backblech setzen, das mit Backpapier ausgelegt ist, mit
ein bisschen Milche bestreichen und in die vorbereitete Saatenmischung drücken.
(Du kannst die Saaten auch einfach darüber streuen, das hält aber
erfahrungsgemäß nicht so gut)
Im
Backofen brauchen die Prachtstücke nun noch etwa 20 Minuten und fertig sind
sie, die Bagels!
Für
diesen Versuch habe ich das Grundrezept von HIER genommen und ein bisschen
abgeändert, wie Du siehst.
Alle
Cupangaben (die Matroschkas sind eingeweiht :-) ) habe ich für Dich noch einmal nachgewogen. Die metrischen Angaben
sind also das, was ich tatsächlich verbacken habe und stammen nicht aus
Umrechnungstabellen.
Emmer
ist eine uralte Getreidesorte, quasi der Urweizen. Ich habe dieses Mehl unter
das Weizenmehl gemischt, weil Emmer besonders viel Eiweiß enthält. Das amerikanische
Originalrezept verlangt ‚bread flour’, das es so hier in Europa nicht gibt und
sich wohl durch einen hohen Eiweißanteil auszeichnet. Meine Variante hat den
Bagels jedenfalls so gar nicht geschadet :-).
Und jetzt...ran an den Hefeteig oder was auch immer - Du kannst es!
Liebst,
Sabine