Mittwoch, 6. März 2013

Wunderliche Reisen und große Neuigkeiten


YAY! Ich hab es endlich (!) geschafft, für den Blog eine Facebook-Seite einzurichten. Ich geb zu, ich bin da nur bedingt begabt, aber ich hab es hinbekommen.
Du findest mich unter http://facebook.com/Liebesseelig - ich hoffe, Dir gefällt es!


Nun aber zu dem, worüber ich Dir heute berichten möchte.

Von einem Bereich meines Lebens habe ich bisher kaum etwas berichtet – meine obsessive Liebe zu Büchern.
Ich lese leidenschaftlich gern und freu mich immer wie ein kleines Kind, das einen Schnitzeljagd-Schatz entdeckt hat, wenn ich ein gutes Buch finde. Deshalb habe ich mir überlegt, Dir ab und an von Büchern zu erzählen, die mir persönlich gut gefallen haben.

Heute möchte ich Dir Mordechai Wolkenbruch vorstellen, liebevoll Motti genannt. Er ist ein 25jähriger Züricher Jude, der, ganz jedem erdenklichen Klischee entsprechend, noch immer bei seinen Eltern wohnt (da unverheiratet), unter der Fuchtel seiner jiddischen Mame steht (die ihm zunehmend die Hölle heiß macht, weil er nicht heiratet), bei seinem Vater in der Versicherungsagentur arbeitet und sich an der Uni verliebt. In eine gojene, eine nichtjüdische Schickse.

OI!
   



Das ist die Ausgangslage für diesen wirklich amüsanten und unterhaltsamen Roman, der die Entwicklung des braven, orthodoxen Motti hin zu dem Mann beschreibt, der ER wirklich sein will.

Motti verlässt nach und nach den vorgezeichneten Weg, den Mutter und der Rest der Familie wie Gemeinde für ihn vorgesehen haben, erst zögernd, dann immer mutiger und bestimmter.
Und je stärker er sich vom alten Ich entfernt, desto tiefer wird der Graben zwischen ihm und der Familie, desto mehr lernt Motti aber auch über sich selbst, über das Leben außerhalb der kleinen jüdischen Welt in Zürich, er unternimmt immer weitere Gedankenflüge und erlebt das eine und andere sexuelle Abenteuer.
Letzten Endes (und ich verrate Dir schon hier, dass das Buch ein – wie ich finde - sehr passendes, offenes Ende hat, damit Du nicht enttäuscht bist) landet Motti bei sich selbst und macht sich mutig auf den Weg, der seiner ist.

Große Literatur ist Thomas Meyers
Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
nicht.
Große Unterhaltung bietet der Roman aber allemal.
Großen Spaß hat der Leser auch.

Die Geschichte ist in etliche kurze Kapitel unterteilt, schon die jeweiligen Überschriften machen Spaß und neugierig auf das, was kommen mag.

Das ganz Besondere an dem Buch ist nun aber nicht der Inhalt, sondern die Sprache. Der Autor durchsetzt seinen Text mit allerhand jiddischen Ausdrücken, was die Gedankenwelt des Ich-Erzählers Motti herrlich zugänglich macht.
Ich kann Dir schlecht sagen, wie einfach das Ganze für Dich zu lesen sein wird, da ich Grundkenntnisse in Jiddisch habe und mich mit dem Judentum auskenne. Ich weiß also, was die verwendeten jiddischen Begriffe bedeuten, ich kann die beschriebenen Feste einordnen, mir ist die beschriebene Gedankenwelt nicht fremd.



Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Text allzu schwer zu lesen ist, ist das Buch doch in der Schweiz ein Bestseller. Zudem findest Du am Ende des Buches ein Glossar mit den wichtigsten genutzten jiddischen Wörtern.
Oh, noch ein kleiner Tipp – die Wörter laut vorzulesen macht das Verstehen meist in einer Sekunde möglich, oft ist es nur die Schreibweise, die verwirrt ;-).

Welche wunderliche Reise unternimmst Du?

Liebst,
Sabine