Sonntag, 10. Dezember 2017

Mein Sonntagsglück – ein glutenfreies Lebkuchenhaus

Mit Lebkuchenhäusern bin ich aufgewachsen. Jedes Jahr haben wir im Kindergarten ein großes Haus mit allem beklebt, was bunt und süß war und durften das gute Stück dann Tag für Tag wegschleckern, bis die Weihnachtsferien begannen.
Meine Mutter hat einige Jahre lang die verschiedensten Lebkuchenhäuschen gebaut, vom Hühnerstall über die klassische Variante mit eingeschneitem Wald bis hin zu ihrem Meisterstück, einem gut 60 cm langen Piratenschiff inklusive Playmobil-Besatzung war alles dabei.
DIY Gingerbread House, gluten free and oh-so good
Kein Wunder also, dass mir mit dem Wegfall von Gluten etwas gefehlt hat. Nach einigen Fehlversuchen in den letzten Jahren ist es mir nun endlich gelungen, einen leckeren, glutenfreien Lebkuchen zu backen, der sich prima zu einem Häuschen zusammensetzen lässt. Offen gesagt bin ich da ganz schön stolz auf mich, das gute Stück schmeckt nämlich auch noch so gut, dass der Lieblingsmensch verwundert zwei Mal nachgefragt hat, ob das denn wirklich glutenfrei sein könne...?
Kann es und ist damit mein absolutes #sonntagsglück in dieser Woche! Schau gern bei Katrin vorbei, die jede Woche große und kleine Glücksmomente sammelt und in der letzten Woche im weihnachtlichen Hamburg war. Hach, da muss ich auch bald mal wieder hin!

Zurück zum Thema...

Der Trick beim Teig ist neben der verwendeten Mehl-Bindemittel-Mischung der großzügige Einsatz von Melasse. Traditionell wird so ein Hexenhäuschen ja aus einem honigbasierten Teig gemacht, was mit in der glutenfreien Version einfach nicht gut gelingen wollte, bzw. nicht richtig toll geschmeckt hat. Da musste also etwas anderes her und ich bin schließlich auf die gute, alte Melasse gekommen. Die ist deutlich weniger süß (für mich ja nur ein dickes, fettes Plus!) als Honig, schmeckt herrlich fruchtig und gibt dem Häuschen eine schöne, würzige Note. 
traditional Gingerbread House, gluten free
Wollen wir?

Lebkuchenhaus ohne Gluten

- Achtung! Dauert 2 Tage! -

200g Reisvollkornmehl
90g weißes Reismehl (auch sticky oder glutinous Rice genannt, aber kein Sorge, der ist glutenfrei; notfalls durch Reisvollkornmehl ersetzen)
100g Hafermehl (frisch aus gf Haferflocken gemahlen)
85g Buchweizenmehl
2g Xanthan
2,5g Natron
großzügige Prise Salz
etwa 3g Lebkuchengewürz (das ist 1 geh. TL)
½ TL Zimt
½ TL Ingwer, gemahlen
110g Butter, sehr weich
85g Zucker
100g Melasse
1 Ei, Gr. L

1 Eiweiß (bei mir Gr. L)
1 Packung Puderzucker

evtl. Süßigkeiten oder Trockenfrüchte zum Verzieren

Die Liste liest sich lang, aber keine Sorge, der Teig geht recht fix.

Zunächst vermischst Du die trockenen Zutaten inklusive der Gewürze sehr sorgfältig. Es sollten auf gar keinen Fall Klümpchen zurückblieben, im Zweifel also die Mischung noch einmal durchsieben.

Dann geht es an die feuchten Zutaten. Butter und Zucker werden mit der Melasse etwa 5 Minuten lang geschlagen, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann erst wird das Ei zugegeben und die Mischung noch einmal für 1-2 Minuten gemixt.

Ist das erledigt, kommt die Mehlmischung esslöffelweise dazu. Lass Dir dafür wirklich Zeit, der Teig wird recht schwer und das Mehl soll sich gut verteilen.

Zum Schluss noch einmal mit den Händen den Teig durchkneten, das sollte kein Problem sein und der Teig nicht kleben.

In eine kleine Schüssel geben, mit Frischhaltefolie abdecken und dann für mindestens zwei Stunden in den Kehlschrank stellen. Du kannst die Mischung auch schon am Vorabend ansetzen und über Nacht im Kühlschrank lassen, das ist kein Problem.

Während der Teig kühlt, kümmern wir uns um die Form des Häuschens. Ich habe mich für eine sehr einfache Grundform entschieden, zwei Rechtecke von 15 x 11 cm bilden die Seiten des Hauses, zwei etwas größere Rechtecke von 17 x 11 cm bilden das Dach und für Vorder- und Rückseite des Hauses habe ich auf zwei Rechtecke von 15 x 11 cm (wie die Seiten) noch je einen Spitzgiebel mit einer maximalen Höhe von 5 cm gesetzt. Damit haben Vorder- und Rückseite an der Giebelspitze eine Höhe von etwa 16 cm.
Diese Maße habe ich auf drei Pappstücke übertragen und ausgeschnitten.
Dann habe ich noch eine Tür für die Vorderseite eingeplant, die die Maße 5 x 2,5 cm hat. Diese Tür habe ich ausgeschnitten und dann den Ausschnitt für den Kamin verwendet, hier kommt nix weg.

Top Tipp: Schreib Dir auf die Pappstücke, was das Teil dann später sein soll (also Seitenteil, Dach, Front), sonst stehst Du wie ich etwas wirr in der Küche und musst die ausgedachten Maße noch einmal zu Rate ziehen. Immerhin hatte ich auf jedem Pappstück vermerkt, wie oft es ausgeschnitten werden sollte, das war super hilfreich. Für Dich noch einmal:
Front & Rückseite – 2x (15 x 16 cm mit Spitze)
Seitenteile – 2x (15 x 11 cm)
Dachteil  - 2x (17 x 11 cm)
Kamin – 4x, dabei 2x mit eingeschnittenem Dreieck (5 x 2,2 cm)
DIY gluten free Gingerbread House
Genug gebastelt, es geht weiter mit dem Teig!
Der ist gut durchgekühlt und wird nun portionsweise ausgerollt. Ich habe den Teig dafür gleich auf das Backpapier gelegt, das ich benutzen wollte, so konnte ich die Stücke problemlos aufs Blech bugsieren.
Der Teig wird gleichmäßig etwa 3 mm dünn ausgerollt. Ausgefranste Ränder habe ich mit Hilfe eines Lineals gleich gerade abgeschnitten, um sicher zu sein, am Ende auch genug Baumaterial für mein Häuschen zu haben.
Leg dazu auch ruhig die Pappstücke an, dann kannst Du gut einschätzen, ob alles sinnvoll ausgerollt wurde.
Der Teig hat bei mir für gut 1 ½ Backbleche voll Lebkuchen gereicht.

Im auf 170°C vorgeheizten Backofen braucht Dein Lebkuchen nun 10 Minuten, bis er gar und dezent goldig ist.

Aus dem Ofen nehmen und nun muss alles sehr schnell gehen.
Nimm den noch heißen Teig (sehr wichtig!) mit Hilfe des Backpapiers vom Blech und leg ihn auf ein entsprechend großes Schneidbrett.
Mit Hilfe der Pappschablonen werden nun die Einzelteile für das Häuschen ausgeschnitten.
Solange der Teig noch heiß ist, klappt das problemlos, kühlt er ab, wird er fest und brüchig. Arbeite also schnell und konzentriert. Um es mir einfacher zu machen, habe ich 3 halbe Bleche voll Teig gebacken, da hatte ich dann je genügend Zeit, meine Teigstücke auszuschneiden.

Aus Reststücken von gebackenem Teig habe ich verschieden große Tannenbäumchen, einen Schneemann und eine Armee von kleinen Sternen zur Verzierung ausgestochen. Auch das klappt mit dem noch warmen Teig hervorragend.

Hast Du alle Teile ausgeschnitten, bzw. ausgestochen, kommen diese auf ein Kuchengitter und sollten mindestens 3 Stunden, besser aber über Nacht auskühlen.

Jetzt kommt es auf Dich an. Ich habe mich entschieden, mein Häuschen naturbelassen zu gestalten, mit den Bäumchen, dem Schneemann und den Sternen als Deko und sonst nur ‚verschneit’ – also, verzuckert zu lassen.
Möchtest Du Dein Haus bunt und poppig gestalten, würde ich Dir raten, das Dach und die übrigen Hausteile schon VOR dem Zusammensetzen des Hauses zu gestalten. Auf diese Weise kann Dir nichts verrutschen und Du hast die volle Kontrolle.

So oder so, wenn es ans Verzieren, bzw. Zusammensetzen geht, brauchen wir einen Kleber. Ich habe dafür ein Royal Icing angerührt, das perfekt geeignet ist.
Bitte versuch auf GAR keinen Fall, das Häuschen mit einer Puderzucker-Wasser(oder Saft)-Mischung zu bauen, das wird nicht gut halten!

Für das Royal Icing schlägst Du einfach ein Eiweiß steif und gibst dann löffelweise gesiebten Puderzucker zu. Die Faustregel lautet 1 Päckchen Puderzucker auf 1 Eiweiß. Das klingt nach sehr viel und sehr süß, hält Dein Häuschen aber bombenfest und das wollen wir ja.

Diesen ‚Kleber’ habe mit einfach mit einem kleinen Teelöffel dick auf die Kanten der Einzelteile gestrichen und die dann zu einem Haus zusammengebaut.
Möchtest Du die Teile verzieren, mach das etwa 1 Stunde vorher.
Fang für den Bau mit den Front- und Seitenteilen an, lass die antrocknen, dann kommt das Dach, danach der Kamin. Für die Bäumchen und den Schneemann habe ich einen dicken Klecks des Icings auf die Platte, auf der ich alles aufgebaut habe, gesetzt, die Form hinein gestellt und von einer Seite mit einem kleinen Marmeladenglas fixiert, bis alles getrocknet war.
Das Dach habe ich mit den ausgestochenen Sternen dekoriert, dafür einfach je einen Klecks der Puderzuckermischung auf die Rückseite eines Sternes setzen, für etwa 10 Sekunden andrücken und er hält.

Um die Eiszapfen zu formen, die am Hausdach herunterhängen, habe ich einen neuen (!) dicken Malpinsel verwendet, ausgewaschen, getrocknet und dann den Puderzucker damit ans Dach gestrichen.
Hält großartig und funktioniert mit dem Pinsel sehr einfach, aber nimm bitte, bitte einen neu gekauften dafür! Aus Gründen...

Mit dem restlichen Icing noch da Schnee aufs Haus tupfen, wo Du ihn haben magst (ich habe mich für den Kamin entschieden) und dann alles für mindestens 2 Stunden gut durchtrocknen lassen!

Tipp: Machst Du beim Zusammenbau Pausen, kommt das Icing in dieser Zeit mit Frischhaltefolie abgedeckt in den Kühlschrank. So trocknet es nicht aus und kann munter weiter verwendet werden.

Zum Schluss kannst Du Dein Haus noch in ein Puderzuckerschneegestöber tauchen und dann bist Du auch schon fertig!
Anschauen, staunen, den Duft genießen – und ab und an ein Stückchen abbrechen. Es schmeckt ja so gut!
easy-peasy recipe for a gluten free Gingerbread House
Huch, das war eine lange Anleitung, wieso nur machen sich manche Dinge schneller, als sie sich beschreiben lassen?!

Hab jedenfalls keine Scheu davor, das Häuschen nachzubacken, es ist wirklich recht einfach gemacht, eine tolle Möglichkeit auch mit Kindern im Advent Zeit zu verbringen, wenn das Wetter draußen gar zu fies ist und es schmeckt...hach!
Durch die Melasse hat der Teig eine himmlisch fruchtige Note, das habe ich noch unterstrichen, indem ich eine Extraportion Ingwer in meine Gewürzmischung geschmuggelt habe.
Natürlich kannst Du das Ganze würzen, wie Du magst, ich rate Dir aber unbedingt, meine Version zumindest einmal auszuprobieren. 
gluten free Gingerbread House, perfectly spicy and a cute decoration for the holidays
Oh und wenn Dir so ein Haus viel zu viel Aufwand ist – die Lebkuchen lassen sich auch vor dem Backen einfach in Förmchen stechen und wenn Du magst z.B. mit Mandeln belegen. Weniger Arbeit und auch ein schönes Ergebnis. Und wie wäre es mit Herrn und Frau Lebkuchen?
Mach draus, was Dir schmeckt!
Recipe for the perfect gluten free Gingerbread House, your kids will love it!
Und da heute der 10. ist, verlinke ich diesen Beitrag auch noch bei Ina, die für #letscooktogether in diesem Monat nach Lebkuchen gefragt und mir damit den letzten Anstoß zum Rezept gegeben hat – ich bin schon ganz gespannt, was sich da noch für Köstlichkeiten finden!

Wer knuspert an Deinem Häuschen?

Liebst,
Sabine


PS: Nein, den DIYseeligen Advent habe ich natürlich nicht vergessen, später findest Du noch eine Anleitung für ganz zauberhaften Schmuck bei mir – ich freu mich!