Mit Lebkuchenhäusern
bin ich aufgewachsen. Jedes Jahr haben wir im Kindergarten ein großes Haus mit
allem beklebt, was bunt und süß war und durften das gute Stück dann Tag für Tag
wegschleckern, bis die Weihnachtsferien begannen.
Meine Mutter hat
einige Jahre lang die verschiedensten Lebkuchenhäuschen gebaut, vom Hühnerstall
über die klassische Variante mit eingeschneitem Wald bis hin zu ihrem
Meisterstück, einem gut 60 cm langen Piratenschiff inklusive Playmobil-Besatzung
war alles dabei.
Kein Wunder also,
dass mir mit dem Wegfall von Gluten etwas gefehlt hat. Nach einigen
Fehlversuchen in den letzten Jahren ist es mir nun endlich gelungen, einen
leckeren, glutenfreien Lebkuchen zu backen, der sich prima zu einem Häuschen
zusammensetzen lässt. Offen gesagt bin ich da ganz schön stolz auf mich, das
gute Stück schmeckt nämlich auch noch so gut, dass der Lieblingsmensch
verwundert zwei Mal nachgefragt hat, ob das denn wirklich glutenfrei sein
könne...?
Kann es und ist damit
mein absolutes #sonntagsglück in dieser Woche! Schau gern bei Katrin vorbei,
die jede Woche große und kleine Glücksmomente sammelt und in der letzten Woche im weihnachtlichen Hamburg war. Hach, da muss ich auch bald mal wieder hin!
Zurück zum Thema...
Der Trick beim Teig ist
neben der verwendeten Mehl-Bindemittel-Mischung der großzügige Einsatz von
Melasse. Traditionell wird so ein Hexenhäuschen ja aus einem honigbasierten
Teig gemacht, was mit in der glutenfreien Version einfach nicht gut gelingen
wollte, bzw. nicht richtig toll geschmeckt hat. Da musste also etwas anderes her
und ich bin schließlich auf die gute, alte Melasse gekommen. Die ist deutlich
weniger süß (für mich ja nur ein dickes, fettes Plus!) als Honig, schmeckt
herrlich fruchtig und gibt dem Häuschen eine schöne, würzige Note.
Wollen wir?
Lebkuchenhaus ohne
Gluten
- Achtung! Dauert 2 Tage! -
200g Reisvollkornmehl
90g weißes Reismehl (auch
sticky oder glutinous Rice genannt, aber kein Sorge, der ist glutenfrei; notfalls durch Reisvollkornmehl ersetzen)
100g Hafermehl (frisch aus gf
Haferflocken gemahlen)
85g Buchweizenmehl
2g Xanthan
2,5g Natron
großzügige Prise Salz
etwa 3g Lebkuchengewürz (das
ist 1 geh. TL)
½ TL Zimt
½ TL Ingwer, gemahlen
110g Butter, sehr weich
85g Zucker
100g Melasse
1 Ei, Gr. L
1 Eiweiß (bei mir Gr. L)
1 Packung Puderzucker
evtl. Süßigkeiten oder
Trockenfrüchte zum Verzieren
Die Liste liest sich
lang, aber keine Sorge, der Teig geht recht fix.
Zunächst vermischst
Du die trockenen Zutaten inklusive der Gewürze sehr sorgfältig. Es sollten auf
gar keinen Fall Klümpchen zurückblieben, im Zweifel also die Mischung noch
einmal durchsieben.
Dann geht es an die
feuchten Zutaten. Butter und Zucker werden mit der Melasse etwa 5 Minuten lang
geschlagen, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann erst wird das Ei zugegeben
und die Mischung noch einmal für 1-2 Minuten gemixt.
Ist das erledigt,
kommt die Mehlmischung esslöffelweise dazu. Lass Dir dafür wirklich Zeit, der
Teig wird recht schwer und das Mehl soll sich gut verteilen.
Zum Schluss noch
einmal mit den Händen den Teig durchkneten, das sollte kein Problem sein und
der Teig nicht kleben.
In eine kleine
Schüssel geben, mit Frischhaltefolie abdecken und dann für mindestens zwei
Stunden in den Kehlschrank stellen. Du kannst die Mischung auch schon am
Vorabend ansetzen und über Nacht im Kühlschrank lassen, das ist kein Problem.
Während der Teig
kühlt, kümmern wir uns um die Form des Häuschens. Ich habe mich für eine sehr
einfache Grundform entschieden, zwei Rechtecke von 15 x 11 cm bilden die Seiten
des Hauses, zwei etwas größere Rechtecke von 17 x 11 cm bilden das Dach und für
Vorder- und Rückseite des Hauses habe ich auf zwei Rechtecke von 15 x 11 cm
(wie die Seiten) noch je einen Spitzgiebel mit einer maximalen Höhe von 5 cm
gesetzt. Damit haben Vorder- und Rückseite an der Giebelspitze eine Höhe von
etwa 16 cm.
Diese Maße habe ich
auf drei Pappstücke übertragen und ausgeschnitten.
Dann habe ich noch
eine Tür für die Vorderseite eingeplant, die die Maße 5 x 2,5 cm hat. Diese Tür
habe ich ausgeschnitten und dann den Ausschnitt für den Kamin verwendet, hier
kommt nix weg.
Top Tipp: Schreib Dir
auf die Pappstücke, was das Teil dann später sein soll (also Seitenteil, Dach,
Front), sonst stehst Du wie ich etwas wirr in der Küche und musst die
ausgedachten Maße noch einmal zu Rate ziehen. Immerhin hatte ich auf jedem
Pappstück vermerkt, wie oft es ausgeschnitten werden sollte, das war super
hilfreich. Für Dich noch einmal:
Front & Rückseite
– 2x (15 x 16 cm mit Spitze)
Seitenteile – 2x (15
x 11 cm)
Dachteil - 2x (17 x 11 cm)
Kamin – 4x, dabei 2x
mit eingeschnittenem Dreieck (5 x 2,2 cm)
Genug gebastelt, es
geht weiter mit dem Teig!
Der ist gut
durchgekühlt und wird nun portionsweise ausgerollt. Ich habe den Teig dafür
gleich auf das Backpapier gelegt, das ich benutzen wollte, so konnte ich die
Stücke problemlos aufs Blech bugsieren.
Der Teig wird
gleichmäßig etwa 3 mm dünn ausgerollt. Ausgefranste Ränder habe ich mit Hilfe
eines Lineals gleich gerade abgeschnitten, um sicher zu sein, am Ende auch
genug Baumaterial für mein Häuschen zu haben.
Leg dazu auch ruhig
die Pappstücke an, dann kannst Du gut einschätzen, ob alles sinnvoll ausgerollt
wurde.
Der Teig hat bei mir
für gut 1 ½ Backbleche voll Lebkuchen gereicht.
Im auf 170°C
vorgeheizten Backofen braucht Dein Lebkuchen nun 10 Minuten, bis er gar und
dezent goldig ist.
Aus dem Ofen nehmen
und nun muss alles sehr schnell gehen.
Nimm den noch heißen
Teig (sehr wichtig!) mit Hilfe des Backpapiers vom Blech und leg ihn auf ein
entsprechend großes Schneidbrett.
Mit Hilfe der Pappschablonen
werden nun die Einzelteile für das Häuschen ausgeschnitten.
Solange der Teig noch
heiß ist, klappt das problemlos, kühlt er ab, wird er fest und brüchig. Arbeite
also schnell und konzentriert. Um es mir einfacher zu machen, habe ich 3 halbe
Bleche voll Teig gebacken, da hatte ich dann je genügend Zeit, meine Teigstücke
auszuschneiden.
Aus Reststücken von
gebackenem Teig habe ich verschieden große Tannenbäumchen, einen Schneemann und
eine Armee von kleinen Sternen zur Verzierung ausgestochen. Auch das klappt mit
dem noch warmen Teig hervorragend.
Hast Du alle Teile
ausgeschnitten, bzw. ausgestochen, kommen diese auf ein Kuchengitter und
sollten mindestens 3 Stunden, besser aber über Nacht auskühlen.
Jetzt kommt es auf
Dich an. Ich habe mich entschieden, mein Häuschen naturbelassen zu gestalten,
mit den Bäumchen, dem Schneemann und den Sternen als Deko und sonst nur
‚verschneit’ – also, verzuckert zu lassen.
Möchtest Du Dein Haus
bunt und poppig gestalten, würde ich Dir raten, das Dach und die übrigen
Hausteile schon VOR dem Zusammensetzen des Hauses zu gestalten. Auf diese Weise
kann Dir nichts verrutschen und Du hast die volle Kontrolle.
So oder so, wenn es
ans Verzieren, bzw. Zusammensetzen geht, brauchen wir einen Kleber. Ich habe
dafür ein Royal Icing angerührt, das perfekt geeignet ist.
Bitte versuch auf GAR
keinen Fall, das Häuschen mit einer Puderzucker-Wasser(oder Saft)-Mischung zu
bauen, das wird nicht gut halten!
Für das Royal Icing
schlägst Du einfach ein Eiweiß steif und gibst dann löffelweise gesiebten
Puderzucker zu. Die Faustregel lautet 1 Päckchen Puderzucker auf 1 Eiweiß. Das
klingt nach sehr viel und sehr süß, hält Dein Häuschen aber bombenfest und das
wollen wir ja.
Diesen ‚Kleber’ habe
mit einfach mit einem kleinen Teelöffel dick auf die Kanten der Einzelteile
gestrichen und die dann zu einem Haus zusammengebaut.
Möchtest Du die Teile
verzieren, mach das etwa 1 Stunde vorher.
Fang für den Bau mit den
Front- und Seitenteilen an, lass die antrocknen, dann kommt das Dach, danach
der Kamin. Für die Bäumchen und den Schneemann habe ich einen dicken Klecks des
Icings auf die Platte, auf der ich alles aufgebaut habe, gesetzt, die Form
hinein gestellt und von einer Seite mit einem kleinen Marmeladenglas fixiert,
bis alles getrocknet war.
Das Dach habe ich mit
den ausgestochenen Sternen dekoriert, dafür einfach je einen Klecks der
Puderzuckermischung auf die Rückseite eines Sternes setzen, für etwa 10
Sekunden andrücken und er hält.
Um die Eiszapfen zu
formen, die am Hausdach herunterhängen, habe ich einen neuen (!) dicken
Malpinsel verwendet, ausgewaschen, getrocknet und dann den Puderzucker damit
ans Dach gestrichen.
Hält großartig und
funktioniert mit dem Pinsel sehr einfach, aber nimm bitte, bitte einen neu
gekauften dafür! Aus Gründen...
Mit dem restlichen
Icing noch da Schnee aufs Haus tupfen, wo Du ihn haben magst (ich habe mich für
den Kamin entschieden) und dann alles für mindestens 2 Stunden gut
durchtrocknen lassen!
Tipp: Machst Du beim
Zusammenbau Pausen, kommt das Icing in dieser Zeit mit Frischhaltefolie
abgedeckt in den Kühlschrank. So trocknet es nicht aus und kann munter weiter
verwendet werden.
Zum Schluss kannst Du
Dein Haus noch in ein Puderzuckerschneegestöber tauchen und dann bist Du auch
schon fertig!
Anschauen, staunen,
den Duft genießen – und ab und an ein Stückchen abbrechen. Es schmeckt ja so
gut!
Huch, das war eine
lange Anleitung, wieso nur machen sich manche Dinge schneller, als sie sich
beschreiben lassen?!
Hab jedenfalls keine
Scheu davor, das Häuschen nachzubacken, es ist wirklich recht einfach gemacht,
eine tolle Möglichkeit auch mit Kindern im Advent Zeit zu verbringen, wenn das
Wetter draußen gar zu fies ist und es schmeckt...hach!
Durch die Melasse hat
der Teig eine himmlisch fruchtige Note, das habe ich noch unterstrichen, indem
ich eine Extraportion Ingwer in meine Gewürzmischung geschmuggelt habe.
Natürlich kannst Du
das Ganze würzen, wie Du magst, ich rate Dir aber unbedingt, meine Version
zumindest einmal auszuprobieren.
Oh und wenn Dir so
ein Haus viel zu viel Aufwand ist – die Lebkuchen lassen sich auch vor dem
Backen einfach in Förmchen stechen und wenn Du magst z.B. mit Mandeln belegen.
Weniger Arbeit und auch ein schönes Ergebnis. Und wie wäre es mit Herrn und
Frau Lebkuchen?
Mach draus, was Dir
schmeckt!
Und da heute der 10. ist,
verlinke ich diesen Beitrag auch noch bei Ina, die für #letscooktogether in diesem
Monat nach Lebkuchen gefragt und mir damit den letzten Anstoß zum Rezept gegeben hat – ich bin schon ganz gespannt, was sich da
noch für Köstlichkeiten finden!
Wer knuspert an
Deinem Häuschen?
Liebst,
Sabine
PS: Nein, den
DIYseeligen Advent habe ich natürlich nicht vergessen, später findest Du noch
eine Anleitung für ganz zauberhaften Schmuck bei mir – ich freu mich!